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"Wenn ich Glück habe, schlafen sie schon"

Nur baden soll er seine Töchter. Baden. Nur baden  – und so ein Geheule.
Geheule des Vaters, wohlgemerkt.

“An vielen Tagen zumindest scheint mir der Arbeitsplatz erholsamer als die Familie.”

Aaahhh ja!

Das Ganze ist nachzulesen in einem Spiegel-Beitrag des Dieter Bednarz, der sich seine Gedanken über die Familie und deren Patchwork-Veränderungen macht. Ein Buch hat der Gute dazu auch noch geschrieben.

Sich Gedanken zu machen, ist sicher auch erholsamer, als die Kinder zu baden.

Wer macht eigentlich den ganzen Rest?

Interessant ist diese Frage auch in Hinsicht von Patchwork-Familien: Wer versorgt eigentlich die Kinder, die Er in die Lebensabschnittsgemeinschaft eingebracht hat?

Aus einem anderen Artikel desselben Autors:

“Unsere kleine karitative Einrichtung in des Wortes wahrer Bedeutung von "fürsorglicher Liebe" besteht aus drei Chefs, drei Angestellten und zwei Sklaven. Unter Fanny, Lilly und dem Juniorboss Rosa arbeiten stundenweise die Oma, das Kindermädchen Janne und die helfende Hand Tina; die Leibeigenen sind Esther in der Position der Vorarbeiterin und ich als Handlanger.
Damit haben wir mehr Hilfe als viele andere, aber eigentlich nicht genug, wenn man das afrikanische Sprichwort bedenkt: ‘Um ein Kind aufzuziehen, braucht man ein ganzes Dorf.’”

Nein, nein, wo denkt “Mann” hin?: Im Normalfall braucht “Mann” dafür nur eine einzige Frau, die dazu nebenher auch noch einen Vollzeitjob haben muss, um im Alter Rente zu bekommen oder sich selbst zu versorgen, wenn “Mann” den schrecklichen Stress des Baden-Müssens der Kinder nicht mehr aushält und sich davonmacht, die nebenher noch die alten Eltern pflegt und ehrenamtlich die Kirche putzt sowie die Schulbibliothek in Schuss hält.

Sorry, ich bin da etwas sehr plakativ im Moment, aber ich hab’ so’n Hals bei dem Artikel, der auch noch witzig sein soll. Dieser Humor geht mir leider völlig ab.

Zum Thema lese man auch hier.

 

Jawoll: Das ist die Richtung!

“Die Unterschiede zwischen Schülern wachsen, die Vorstellung von homogenen Klassen ist überholt. In Zukunft sollen die Lehrer mehr moderieren, weniger dozieren – und die Fähigkeiten jedes Einzelnen fördern. … Die Schule entdeckt den einzelnen Schüler. Ob auf Fortbildungen oder Lehrerkonferenzen, in bildungspolitischen Statements oder wissenschaftlichen Vorträgen: Kein Thema steht derzeit so häufig im Mittelpunkt wie die »Individualisierung des Unterrichts«. Was bislang nur an Vorzeigeschulen und einigen deutschen Grundschulen gelingt, sollen bald alle Lehranstalten des Landes können: die Unterschiede der Schüler als Vorteil anstatt als Belastung zu betrachten.

Nicht mehr der »imaginäre Durchschnittsschüler«, sagt der Schulforscher Andreas Helmke, gelte als Leitbild der Lehrer. In Zukunft soll ihr Unterricht die Talente und Interessen des Einzelnen fördern. In Nordrhein-Westfalen könnten Eltern seit Kurzem sogar einen solchen Unterricht für ihr Kind einklagen. Gleich im ersten Satz verspricht das neue Schulgesetz des Landes »individuelle Förderung« für jeden.”

Nur so wird es gehen. Nicht anders kann es gehen, vor allem wenn tatsächlich, wie jetzt nach der Unterzeichnung der entsprechenden UN-Konvention gefordert, Sonderschüler jeglicher Art bald an Regelschulen unterrichtet werden müssen. 

Zielidentisches Unterrichten ist schon lange eine überholte Abgelegenheit! Hochbegabte Schüler wissen ein Lied mit unendliche vielen Strophen darüber zu weinen. Und auch an Schülern mit spezifischen Schwierigkeiten wie LRS, Dyskalkulie, Sprachproblemen etc. wird mit einer zielidentisch ausgerichteten Methodik vorbeiunterrichtet.

“Hinter dem bildungspolitischen Appell steckt der Aufruf zu einer Revolution im Klassenraum. Bisher gilt dort das Gesetz der pädagogischen Einfalt. Vorn steht ein Lehrer, der nach einem Lehrplan und einem Notenraster eine Gruppe beschult. Nun soll der Unterricht plötzlich der Vielfalt frönen.”

Ja! Ja! Ja!
Soll er!
Muss er!
Nur so wird es gehen!

Man lese in der ZEIT:  Alle zum Einzeltraining

 

Pädagogik in Deutschland 2009

Ich sollte mich daran gewöhnt haben, schließlich habe ich über 15 Jahre Erfahrung in der Beratung Eltern hochbegabter Kinder. Manche Geschichten ziehen mir aber immer noch die Schuhe aus – und die vor kurzem hier geschilderte “pädagogische Meisterleistung” einer Lehrerin, die Schülern, die im Unterricht plapperten, kurzerhand den Mund zuklebte, wirkt dagegen wie eine Methode der Reformpädagogik.

Grundschule in einer relativ großen Stadt. Gelangweilt auffälliger, sehr stiller und ein wenig unglücklich erscheinender, leistungsmäßig aber sehr guter Schüler wird einer allgemeinen Diagnostik unterzogen, u. a. einem IQ-Test. Ergebnis: Hochbegabung, überall deutlich über 130. Die Mutter ist so “dumm”, dies der Lehrerin zu berichten, in der Hoffnung auf Besserung des Verhaltens und des psychischen Zustandes des Kindes durch ein bisschen Förderung.
Das Gegenteil geschieht: ein Leidensweg beginnt.
Gemobbt wird das Kind nicht durch seine Klassenkameraden, sondern durch die Lehrerin. Ich kann und will das alles gar nicht schildern. Nur den Höhepunkt des Ganzen: Der Schüler hatte sich unterkühlt, musste häufiger zur Toilette. Vor der Klassenarbeit war er noch gegangen, aber es reichte nicht: er musste während der Stunde wieder. Trotz mehrfachen Bittens und Bettelns verweigerte die Lehrerin ihm bis zuletzt den Toilettengang. Schließlich machte der Junge in seiner Not unter sich – und musste danach noch drei Stunden lang, bis zur 6. Stunde, in seiner nassen Hose am Unterricht teilnehmen! Auf die empörte Reaktion der Mutter kam nur die Bemerkung, dass der Junge ein Attest hätte vorweisen müssen, um häufiger die Toilette besuchen zu dürfen.
Der Junge ging irgendwann morgens nur noch nach Erbrechen in die Schule.
Es wurde versucht, den Jungen an einer anderen Grundschule der Stadt unterzubringen, was durch Anrufe seiner Lehrerin und des Schulleiters, die den Schüler diffamierten, erfolgreich boykottiert wurde – und die Situation des Jungen verschlimmerte, weil die “Pädagogen” den Versuch, die Schule zu wechseln als persönliche Beleidigung erlebten.
Ein verzweifelter Anruf der Mutter beim Schulamt, der vorgesetzten Behörde, ging so aus: “Das kann ich mir nicht vorstellen in dieser Schule. Gute Frau, regen Sie sich gefälligst nicht künstlich auf!” Der Mensch vom Schulamt macht übrigens Sport mit dem Direktor der Schule: Was kann man da erwarten? 
Da steht man hilflos und beißt in die Tapete.
Schließlich wurde dem Jungen verboten, im Unterricht noch etwas zu sagen.
Die Situation eskalierte daraufhin weiter bis dahin, dass ein schon zugesagter Platz an einem sehr guten Gymnasium, das auch hochbegabte Schüler fördert, ohne Begründung wieder abgesagt wurde, so dass der Junge im Moment ohne Perspektive auf einen Platz an einer weiterführenden Schule da steht. Ein Schelm, der Böses dabei denkt.
Die Mutter erreichte, dass der Junge nun eine Grundschule in einer angrenzenden Stadt besuchen kann. Der Junge lebt auf, wirkt wie befreit. Zu seinem Geburtstag hatte er die Freunde aus seiner alten Klasse eingeladen: Alle haben sie abgesagt. Begründung: Wenn die Klassenlehrerin erfahren würde, dass sie ihn besucht hätten, würden sie Schwierigkeiten bekommen.

 

Und die Erde ist eine Scheibe, um die sich die Sonne dreht

“Die Erde ist 10.000 Jahre alt, Gott schuf sie in sechs Tagen und Eva stammt aus der Rippe Adams: Kreationismus hält Einzug im Biologieunterricht an staatlich anerkannten deutschen Schulen.”
Pädagogischer Sündenfall titelt denn auch die SZ in ihrem Beitrag über die zunehmende Tendenz, statt der Evolutionstheorie die biblische Schöpfungsgeschichte im Biologieunterricht als Erklärungsmodell für die Entstehung von Welt und Menschen heranzuziehen.

Dies geschieht häufig unter dem Vorwand, dass vieles wissenschaftlich ungeklärt sei und die Schüler “alle” existierenden Erklärungsansätze kennenlernen sollen. Dies “aufklärerisch” anmutende Argument ist dabei in etlichen Fällen aber besonders für evangelisch-freikirchlich geprägte Schulen (die weitgehend vom Staat finanziert werden), aber zunehmend nicht nur für diese, eine Art Freibrief, rückwärtsgewandtes Gedankengut unter den Schülern zu verbreiten.
Dieses Vorgehen macht es Schülern schwer, Wissenschaft von Meinung von Vorurteil von religiöser Missionierung zu unterscheiden. In einer Zeit, in der differenziertes und differenzierendes Denken eh’ einen schweren Stand hat und von Realityshows und unsäglichen Talkrunden aufgesogen zu werden droht, ist das eine nicht zu unterschätzende Gefahr. Schon jetzt wird von Lehrenden der Universitäten beklagt, dass viele junge Studierende Fakten, Argumente, Meinung und Wertung nicht mehr auseinanderhalten können, was wissenschaftliches Arbeiten so gut wie unmöglich macht.

“Dittmar Graf, Professor für Biologiedidaktik [untersuchte] … in einer Studie die Einstellung angehender Lehrer gegenüber der Evolution…: Lehramtsstudenten, die einen Biologie-Leistungskurs in der Oberstufe besucht hatten, lehnten zu fast acht Prozent die Evolution ab. Von denjenigen, die einen Grundkurs absolviert hatten, waren es 17 Prozent, von denjenigen ohne Biologieunterricht sogar über 20 Prozent.
Die 1228 befragten Lehramtsstudenten waren allesamt Studienanfänger. ‘Wir hoffen natürlich, dass sich ihre Einstellung zur Evolution im Laufe des Studiums ändert", sagt Dittmar Graf. "Doch überprüfen können wir das nicht. Was sich später im Klassenzimmer hinter der verschlossenen Tür abspielt, davon haben wir leider keine Ahnung.’"

Auch der Spiegel widmet sich dem Thema Kreationismus in Schulen: Darwins Gegner holen zum Gegenschlag aus, ist dort zu lesen. Und weiter: “Darwin-Gegner gibt es nicht nur in den USA: Auch in Europa machen Hardcore-Kreationisten und Intelligent-Design-Anhänger Boden gut – und kämpfen dafür, ihre Ansichten auf die Bio-Lehrpläne zu bringen. Die seriöse Wissenschaft reagiert viel zu passiv auf die Erfolge der Fundamentalisten.”

“’Es ist so, als würde man den Anspruch erheben, Astrologie in den Physikunterricht aufzunehmen’, sagte James Williams von der University of Sussex bei der Fachtagung Einstellung und Wissen zu Evolution und Wissenschaft in Europa, die am 20. Februar in Dortmund stattfand. Williams hat den Einfluss der Kreationisten im Vereinigten Königreich untersucht. Und der ist groß: Die Mehrheit der Briten zweifelt an der Evolution, 40 Prozent will Kreationismus im Biologieunterricht, ergab eine Umfrage aus dem Jahr 2006.

In gedämpftem Optimismus kann man da nur mit Erich Kästner hoffen:

“Vergiss in keinem Falle,
auch dann nicht, wenn vieles misslingt:
Die Gescheiten werden nicht alle!
(So unwahrscheinlich das klingt.)”

Die Hoffnung stirbt zuletzt.

 

Schweigen im Walde

Der Artikel, über den ich hier berichten möchte, ist schon über zwei Monate alt. Ich habe so lange gewartet, darüber zu schreiben, weil ich gehofft hatte, Weiteres über die Konsequenzen des darin Geschilderten zu erfahren.

Das Ganze ist – meiner Meinung nach – so umwälzend, dass ich erwartet hatte, dass Ministerien, die mit Schule und Bildung zu tun haben, Lehrerverbände und überhaupt alle wichtigen Hinze und Kunze der Bildungspolitik sich eiligst zum angesprochenen Thema zu Worte melden würde.

Nichts dergleichen.

Vielleicht liegt es ja an mir. Habe ich etwas missverstanden? Interpretiere ich zuviel in diesen Artikel hinein? Gibt es etwa kein Problem mit dem geschilderten Sachverhalt und seinen Folgen?
Ich kann es mir eigentlich nicht vorstellen, lasse mich aber gerne in jeder Hinsicht eines Besseren belehren.

Zum Thema:
Am Ende des Sonderwegs heißt der gemeinte Artikel, der am 23.12.2008 in der ZEIT erschienen ist.
Der Untertitel spricht das Problem schon an:
“Behinderte sollen an Regelschulen unterrichtet werden, verlangt eine UN-Konvention. Gerade hat Deutschland sie ratifiziert – was wird nun aus den Sonderschulen?”

Schlicht und ergreifend ist Folgendes damit gemeint: 430.000 Sonderschüler jeglicher Art (körperbehinderte, geistig behinderte, “lernbehinderte” etc. etc.) müssen laut der UNO-Konvention in Deutschland nun in das normale  Schulsystem integriert werden. Die Kultusminister wollen sich drei Jahre Zeit geben, um auf die neue Rechtslage zu reagieren.

Wenn das nicht revolutionäre News sind, die unser überholtes -  wenngleich immer noch festbetoniertes – Schulsystem endgültig aus den Angeln heben werden, dann weiß ich auch nicht…

Aus dem Bericht der ZEIT:
”In der vergangenen Woche hat der Bundesrat die UN-Konvention über die Rechte Behinderter ratifiziert, von Januar an ist sie in Deutschland geltendes Recht. Und diese Konvention, das lässt sich ernsthaft kaum bestreiten, verlangt, dass Behinderte an regulären Schulen unterrichtet werden. Das gilt für körperbehinderte ebenso wie für geistig behinderte Kinder; und die deutsche Praxis, Problemschüler als »Lernbehinderte« auszusortieren, dürfte mit der Konvention ebenfalls unvereinbar sein. Für Deutsche mag dieser Gedanke gewöhnungsbedürftig sein; in weiten Teilen der Welt ist er selbstverständlich.
Fast fünf Prozent der Kinder werden in Deutschland aussortiert, weil sie an herkömmlichen Schulen angeblich nicht zu unterrichten sind; in etlichen Nachbarländern liegt der Anteil der Sonderschüler dagegen im Promillebereich. Das muss noch nicht gegen den deutschen Sonderschulweg sprechen. Viel schwerer wiegt der Befund der Bildungsforscher, dass Behinderte an Sonderschulen weniger lernen als an Regelschulen – und dass ihre Abwesenheit den übrigen Schülern nicht nützt. Leistungsvergleiche zwischen Integrations- und normalen Regelschulklassen zeigen keine nennenswerten Leistungsunterschiede. Und es gibt sogar integrative Eliteschulen, die lange Wartelisten führen und sich ihre nichtbehinderten Schüler aussuchen können. …
Dank der UN geht es nun aber nicht mehr allein um die Frage, wie Behinderte am besten zu unterrichten sind. Sondern es geht um ihre Rechte. Wer bislang Anspruch darauf zu haben glaubte, dass der eigene Nachwuchs nicht dem schädlichen Einfluss von Problemkindern ausgesetzt wird, der muss nun dazulernen. Menschenrechte sind kein Privileg der besseren Stände, und Anspruch auf Bildung haben auch Problemkinder.”

Außer einem Blogbeitrag des homo sociologicus, der sich wie ich auf den ZEIT-Artikel beruft, habe ich nicht wirklich etwas zu diesem Sprengstoff-Thema gefunden.

Wie gravierend die Veränderungen sein können, die sich als Konsequenz der Umsetzung der UN-Konvention ergeben, wird hier zumindest angedeutet.

So könnte z.B. eine Klasse mit ca. 30 Schülern aussehen: 20 Schüler deutscher Herkunft, 10 mit Migrationshintergrund; davon insgesamt 1 Hochbegabter, 16 “nette Unkomplizierte”, 5 Schwache mit z. T. großen sprachlichen Defiziten, 4 mit Verhaltenssauffälligkeiten unterschiedlicher Art (ADHS etc.), ein Kind mit Down-Syndrom, ein Lernbehinderter, ein Taubstummer und ein spastisch gelähmtes Kind. 
Mann/Frau unterrichte…

Das Ganze ist nun wirklich nichts, das man “aussitzen” könnte.

Keiner redet darüber!?

 

Sehr spezielle Kuscheltiere …

… findet man auf dieser deutschsprachigen Website.
Geht man auf die amerikanische Seite dieses originellen Online-Shops in die Best Sellers, gibt’s die niedlichen Tierchen sogar z. T.animiert.
Ansehen lohnt.

Ich mache ja eigentlich nie Reklame für irgendwelche Shops – dieser hier ist aber so eigen, dass ein Blick lohnt.

 

Von allen guten Geistern verlassen

Die Empfehlungen zur Schulformwahl sind geschrieben, und mit und mit bekomme ich von betroffenen Eltern hochbegabter Kinder Rückmeldungen, welche Absurditäten dort abgeliefert worden sind.

Generell weise ich noch einmal auf meinen Beitrag zum eventuell notwendigen Widerspruch gegen die Schulempfehlung hin.

Jüngstes Beispiel (sprachlich verändert) für eine konfuse und abstruse Argumentführung, die ein getestetes hochbegabtes Kind schließlich auf die Hauptschule verbannen soll:

“XXX verfügt über weit überdurchschnittliche Kenntnisse in fast jedem Bereich und über einen erstaunlichen Wissensdurst. … Er/sie zeigt jedoch häufiger auffälliges Verhalten, ist desinteressiert am aktuellen Unterrichtsgeschehen und lässt es an Sorgfalt bei der Erledigung aufgegebener Arbeiten fehlen. … In seiner/ihrer Klasse findet er/sie bis heute keinen rechten Anschluss. … Aufgrund seines/ihres Arbeits- und Sozialverhaltens ist eine Empfehlung für die Hauptschule auszusprechen. …”

In manchen Fällen sollte man tatsächlich vielleicht doch besser coole Szene-Entertainer vor die Klassen stellen…

 

Rappen als Unterrichtsmethode

Harte Beats gegen die Bildungsmisere titelt der Spiegel in seinem Bericht über die Berliner HipHoper Robin Haefs und Vincent Stein.
Ziel der beiden: “Rap als Unterrichtsmethode zu etablieren – Sprechgesang mit Bildungsauftrag. … Die Texte der beiden handeln nicht von Drogen, Prostitution und Gewalt, sondern vom Klimawandel und der Photosynthese. Ihr Konzept: Statt Arbeitsblätter zu büffeln, bekommen Grundschüler den Stoff vorgerappt. Der einprägsame Rhythmus soll den Kindern helfen, sich die schwierigen Inhalte besser einzuprägen.”

Beispiel:
“Unser Berlin –
gezeichnet von Teilung und Krieg –
1244 taucht der Name Berlin zum ersten Mal auf.
1701 Hauptstadt von Preußen –
1871 Hauptstadt der Deutschen”

Ich habe nie an den kulturellen Untergang des Abendlandes geglaubt, nur weil Unterrichtsinhalte wie Comics, umgangssprachliche “Jugendliteratur”, Songtexte etc. in den Unterricht Einzug hielten.
Warum also nicht auch Rappen als Unterrichtsmethode?
Zur Entwicklung eines elaborierten Codes bei den Schülern wird das Ganze allerdings kaum beitragen. Aber was soll’s:
Macht bestimt Schpahs. Fillaischt kann mann ja sowiso stadt der lankwailigen Leerer kuhle Szene-Entertainer vor die Klassen stellen. Kommt sicher gut.

Eigentlich, wenn ich recht bedenke, ist Rappen auch gar nichts Neues im Unterricht… Was mir dazu vor allem einfällt, das ist DIESER Hit:
“Drei-
Drei-
Drei-
Bei Issos Keilerei”

:-D :-D :-D :-D :-D :-D :-D :-D :-D

 

Schall und Rauch?

Namen sind nicht unwichtig.
Sie dokumentieren eine Verbundenheit.
Sie sollen identitätsstiftend sein.

Natürlich ist Namensgebung immer auch abhängig von Zeitströmung. Daran ist zunächst einmal nichts Beklagenswertes.

Kritisch wird die Sachlage allerdings, wenn die Zeitströmung, die die Namensgebung von Institutionen prägte, eine “Unströmung” war, z.B. eine braungefärbte wie zu Zeiten des NS-Regimes.

Dass erst heute aufgedeckt wird, dass über 100 Schulen in Deutschland noch Namen von NS-Größen tragen, ist ein Skandal in meinen Augen.

Der noch größere Skandal ist, dass das viele Schulleiter und Behörden nicht wirklich interessiert:
“Im Falle eines Gymnasiums am Tegernsee sollte 2005 eine zehn Millionen schwere Stiftung des Multimilliardärs und Gründers des Metro-Konzerns Otto Beisheim zur Verewigung im Schulnamen führen. Auf das ablehnende Schulkollegium wurde damals enormer kommunalpolitischer Druck ausgeübt. Beisheim war hochrangiges Mitglied der SS.”

Die Tatsache, dass in Aussagen von Schulleitern das Faktum des “NS-Namens” verharmlost und auf Schul-Websites einfach verschwiegen wird, welch Geistes Kind der Namensgeber war, spricht ihre eigene Sprache.
Ändern lassen wollen viele Direktoren ihren Schulnamen nicht.

Bequemlichkeit, Gleichgültigkeit, Angst vor negativer Publicity – oder mittlerweile auch schlicht Unwissenheit – all dies sind Gründe, es lieber bei einem NS-Namen zu belassen, als einen Änderungsprozess in Gang zu setzen.

All dies sind aber auch Eigenschaften und Verhaltensweisen, die mir wiederum Unbehagen einflößen: Genau auf solchem Boden sollte man die Schüler von heute nicht wachsen lassen.

Schall und Rauch?
Nomen est Omen?

Die ZEIT berichtet.

 

Es lebe die Tradition!

Gibt es etwas Schöneres als das Bewahren und Lebendig-Halten des Althergebrachten im Umgang mit dem hoffnungsvollen Nachwuchs? Nein, wirklich nicht! Diese subtilen Methoden, dieser differenzierte Umgang mit der Kinderseele. Das tut immer seine Wirkung. Da erfährt der dankbare Schüler doch präzise, wo’s lang geht!!

Voller Freude las ich deswegen auch in der SZ folgenden Artikel:
Lehrerin klebt Kindern Mund zu
“Schwatzen die Schüler, ist ordentlicher Unterricht kaum möglich. Eine Lehrerin aus Sachsen-Anhalt hat eine eigenwillige Lösung für dieses Problem gefunden: Sie klebte Kindern den Mund mit Klebeband zu.”

Hut ab! Da weiß sich doch noch jemand wirklich zu helfen!

Jäh wurde ich in einen Strudel der allerschönsten Erinnerungen gerissen. Voller missionarischer Freude möchte ich doch zu gerne hier und jetzt dieser Lehrerin noch allerlei nützliche Tipps für ihr weiteres segensreiches pädagogisches Wirken mit auf den Weg geben.

Aus meinem reichen Erfahrungsschatz der ersten Volksschulklassen in den 60er Jahren, als das Schuljahr noch nach den Osterferien begann und die Welt auch ansonsten noch in Ordnung war, kann ich sehr empfehlen:
Nase herumdrehen, die Ohren lang ziehen, mit dem Lineal auf den Handrücken schlagen oder mit der Fibel auf den Rücken, 50 Kniebeugen machen lassen, an den Zöpfen ziehen, in die Ecke stellen und den Kopf einmal kurz gegen die Wand knallen, Blumenwasser trinken lassen.

Wenn das alles noch nicht reicht, dann ist man noch lange nicht am Ende seiner Weisheit!
Folgende Kollektivmaßnahme bringt’s garantiert: Man lasse die ganze Klasse aufstehen, beide Arme in die Luft Luft Luft, auf die Zehenspitze stellen und so eine Schulstunde lang den Ernst des Lebens wirken lassen. Schweigend natürlich. Und wehe, jemand rührt sich! Die Wirkung verstärkt sich übrigens bei wiederholter Anwendung dieser Maßnahme. Das ist wie bei Medizin: bitter, wirkt aber auf die Dauer!
Allerdings ist bei dieser überaus nützlichen pädagogischen Intervention Vorsicht geboten: Selbst in den 60er Jahren konnte so etwas zur Versetzung der anordnenden Lehrkraft führen.
Unverständlich eigentlich!

 

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