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Es lebe die Tradition!

Gibt es etwas Schöneres als das Bewahren und Lebendig-Halten des Althergebrachten im Umgang mit dem hoffnungsvollen Nachwuchs? Nein, wirklich nicht! Diese subtilen Methoden, dieser differenzierte Umgang mit der Kinderseele. Das tut immer seine Wirkung. Da erfährt der dankbare Schüler doch präzise, wo’s lang geht!!

Voller Freude las ich deswegen auch in der SZ folgenden Artikel:
Lehrerin klebt Kindern Mund zu
“Schwatzen die Schüler, ist ordentlicher Unterricht kaum möglich. Eine Lehrerin aus Sachsen-Anhalt hat eine eigenwillige Lösung für dieses Problem gefunden: Sie klebte Kindern den Mund mit Klebeband zu.”

Hut ab! Da weiß sich doch noch jemand wirklich zu helfen!

Jäh wurde ich in einen Strudel der allerschönsten Erinnerungen gerissen. Voller missionarischer Freude möchte ich doch zu gerne hier und jetzt dieser Lehrerin noch allerlei nützliche Tipps für ihr weiteres segensreiches pädagogisches Wirken mit auf den Weg geben.

Aus meinem reichen Erfahrungsschatz der ersten Volksschulklassen in den 60er Jahren, als das Schuljahr noch nach den Osterferien begann und die Welt auch ansonsten noch in Ordnung war, kann ich sehr empfehlen:
Nase herumdrehen, die Ohren lang ziehen, mit dem Lineal auf den Handrücken schlagen oder mit der Fibel auf den Rücken, 50 Kniebeugen machen lassen, an den Zöpfen ziehen, in die Ecke stellen und den Kopf einmal kurz gegen die Wand knallen, Blumenwasser trinken lassen.

Wenn das alles noch nicht reicht, dann ist man noch lange nicht am Ende seiner Weisheit!
Folgende Kollektivmaßnahme bringt’s garantiert: Man lasse die ganze Klasse aufstehen, beide Arme in die Luft Luft Luft, auf die Zehenspitze stellen und so eine Schulstunde lang den Ernst des Lebens wirken lassen. Schweigend natürlich. Und wehe, jemand rührt sich! Die Wirkung verstärkt sich übrigens bei wiederholter Anwendung dieser Maßnahme. Das ist wie bei Medizin: bitter, wirkt aber auf die Dauer!
Allerdings ist bei dieser überaus nützlichen pädagogischen Intervention Vorsicht geboten: Selbst in den 60er Jahren konnte so etwas zur Versetzung der anordnenden Lehrkraft führen.
Unverständlich eigentlich!

 

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