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Schöne, heile Apple-Welt

Über die Qualität der Apple-Produkte will ich hier gar nichts sagen, wohl aber aufmerksam machen auf das, was die Tagesschau und andere berichten: Die Selbstmordserie beim chinesischen Elektronikhersteller Foxconn, der auch das hype-umwehte neue iPad herstellt.

“Der Apple-Anhänger neigt dazu, in seiner eigenen Apfel-Welt zu leben – auch hierzulande.”, ist zu lesen beim INFOradio des RBB.
Ganz blauäugig sollten allerdings auch eingefleischte Apple-Fans nicht sein …

 

Einfluss einer Buchbesprechung

Am Pfingstsonntagmorgen hörte ich durch Zufall eine Buchbesprechung im WDR 2. Antje Deistler stellte den Roman Glückliche Ehe von Rafael Yglesias vor – und war rundum sehr begeistert. Eher ein “Frauenbuch”.

Es war ca. 10:30 Uhr.

Irgendwie, aus einer Laune heraus, schaute ich sofort bei Amazon nach und stieß dabei auf den sog. Amazon.de-Verkaufsrang. Wie auch immer der sich statistisch zusammenbaut: Auf jeden Fall basiert er auf konkreten Verkaufszahlen und nicht auf einer Anzahl von Nur-Guckern.

Ich wurde neugierig, wie sich denn so eine Buchbesprechung im Radio auf die Verkaufszahlen auswirkt – und so wurde es an diesem Tag mein Hobby, mich immer wieder über den stündlich aktualisierten Verkaufsrang des vorgestelltes Buches zu informieren.

Eine Zusammenfassung:

23.05.10:
10:30 Uhr:  Verkaufsrang  1121
12:00 Uhr:  Verkaufsrang    443
14:30 Uhr:  Verkaufsrang    130
14:45 Uhr:  Verkaufsrang    101
15:45 Uhr:  Verkaufsrang    124
16:45 Uhr:  Verkaufsrang    146
17:45 Uhr:  Verkaufsrang    129
19:45 Uhr:  Verkaufsrang    134

25.05.10
16:30 Uhr:  Verkaufsrang    596

27.05.10
19:15 Uhr:  Verkaufsrang    467 

Fand ich schon spannend das Ganze. Die direkte Auswirkung der Buchbesprechung auf die Verkaufszahlen war schon fast gespenstisch. Es war immerhin Sonntag, sogar Pfingsten, viele Leute also unterwegs in Kurzferien etc. Und dennoch schaffte es eine Buchbesprechung im Radio, die Verkaufszahlen des vorgestellten Buches direkt und sofort derart hochschnellen zu lassen, dass das Buch weit nach vorne katapultiert wurde.

Macht der Medien.
Der Autor wird in diesem Falle nichts dagegen haben.
Und eine gewisse Online-Buchhandlung sicher auch nicht.

Ach ja: Auch sehr oben katapultiert wurde am Pfingstsonntag “Das Geisterhaus” von Isabel Allende: Der Film lief am Abend vorher im Fernsehen …

 

Schade, schade!

Trotz meines “vorgerückten Alters” hatte ich durchaus große Sympathien für die Piratenpartei. Sehr große sogar. Und eben: hatte!

Der Spiegelbeitrag Piraten erleiden Schiffbruch lässt nichts Gutes erwarten von einer Partei, die für viele, zumeist jugendliche Anhänger, ein Hoffnungsschimmer am immer bewölkter werdenden Himmel der versteinerten Alt-Parteien war.

Konzeptlosigkeit, Mangel an inhaltlichen Diskussionen und fehlende politische Ausrichtung – all das wäre schon genug, um Zweifel an der Zukunftsfähigkeit der Piraten zu haben.

Was mich aber besonders ärgert, ist eine ungenierte Art des “Neo-Patriarchates”, das aus der Machtfülle einer erschlagenden Männerdominanz in der Piratenpartei heraus beschließt, dass die Geschlechterfrage keine Rolle spiele, alle Menschen gleich seien, man sich also nicht um lästige Fragen dieser Art kümmern müsse.
Das Resultat: “Allein zehn Stunden brauchten die Piraten, um einen neuen Vorstand zu küren. Der besonnene, doch letztlich farblose Parteichef Jens Seipenbusch setzte sich mit 52,6 Prozent der Stimmen gegen sieben weitere Kandidaten durch, er darf die Piraten ein weiteres Jahr verwalten. Auch die übrigen Posten gingen an Männer. Gegen die Piraten sieht selbst der CSU-Vorstand aus wie eine Frauenclique.
Als einzige Frau für den Vorstand kandidierte die Berliner Politikstudentin Lena Simon. Im Gegensatz zu vielen anderen Bewerbern trug sie konkrete politische Anliegen vor: Bildungspolitik, Atomausstieg und Abgrenzung gegen Neonazis.
Gewählt wurde sie nicht – die versammelten Piraten nahmen ihr offenbar übel, dass sie es vor Monaten gewagt hatte, eigenmächtig eine Mailingliste nur für Piratinnen einzurichten. Nach dem Selbstverständnis vieler Mitglieder gibt es aber keine Unterschiede zwischen Männern und Frauen. "Warum sind wir so wenige Frauen und wie können wir das ändern?", hatte Simon gefragt. Auf eine Antwort verzichtet die Partei: ‘Ich befürchte, dass dieses Thema zu viel Raum bekommt, wenn wir dich im Vorstand haben’, erklärte ein Pirat.”

Ich möchte hier nicht missverstanden werden: Es ist ein Jammer, dass es überhaupt nötig ist, über so etwas wie “Frauenthemen” oder “Frauenquoten” zu reden. Das ist lästig und letztlich ein Anachronismus. Theoretisch zumindest. Solange jedoch eine Überzahl und damit Übermacht von Männern alles an sich zu reißen versucht – aus welcher Motivlage heraus auch immer – , so lange muss man (nein: frau) sehr aufmerksam darum ringen, die eigene Existenzberechtigung, die eigentlich völlig außer Frage steht, auch nach außen hin durchzusetzen. 
Nur als Randnotiz: Um politisch eine Rolle spielen zu können, wollen die Piraten doch sicherlich auch von Frauen gewählt werden … Oder heißt es auch hier: “Stimme abgeben und Klappe halten!”?

Das Verhalten der Piraten erinnert mich an George Orwells Roman “Animal Farm”, erschienen 1945. Dort war auch zu Beginn das Motto: “Alle Tiere sind gleich!” Daraus wurde dann ganz schnell: “Alle Tiere sind gleich. Aber manche sind gleicher!”

Irgendwie sehr aktuell.

Jammerschade.

 

JA zur Rentnerrepublik Deutschland!

Der Westen:    Bedenken gegen Kitas in Wohngebieten   (Dank an den weltenkreuzer)
Der Westen:    Notstand an Essener-Kindergärten wird immer größer
Die ganze Entwicklung zeigt erfreulicherweise ja schon deutliche Erfolge:
Spiegel:           Geburtenzahl in Deutschland sinkt dramatisch

Die Schweiz scheint auch auf einem guten Weg zu sein:
Mama Blog1:   Wie Familien aus der Stadt gedrängt werden
Mama Blog2:   Ja zum Kinderwagenverbot in Szenebeizen
Mama Blog3:   Kinder müssen draußen bleiben

Ich bin ja sowieso für Ghettos für Familien mit Kindern – natürlich mit Passierscheinregelung und einzuhaltenden Sperrstunden.

 

Der Graben wird tiefer

Wie die Kluft zwischen Armen und Reichen, Gebildeten und Ungebildeten etc. immer tiefer wird, so, habe ich den Eindruck, geschieht das auch im Bereich des Umgangs mit hochbegabten Kindern in unseren Schulen.

Damit meine ich z. B. die zunehmende Kluft zwischen strukturellen Verbesserungen in den Bundesländern etwa in Form von Heraushebung sog. “Leuchtturmschulen” oder Preisen, wie zuletzt den Schulpreis für Begabtenförderung, den NRW ausgelobt hat, und dem “Normalfall Schule”. Nicht, dass ich Preisverleihungen an beispielhaft gut arbeitende Schulen schlecht fände, im Gegenteil. Leider habe ich aber den Eindruck, dass solchen offiziellen Auslob-Aktionen eine zunehmend schwieriger werdende Situation vieler Hochbegabten im konkreten tagtäglichen Wahnsinn des Schulalltags entgegensteht.

Gerade in der letzten Zeit mehren sich wieder Klagen von Eltern, die Lehrer und Direktoren ihrer Schulen zitieren mit Sätzen wie “Damit wollen wir hier nichts zu tun haben!” oder “Der hat sich hier einzuordnen!” oder “Wo kämen wir denn hin, wenn wir da eine Extrawurst heranzüchten würden?” oder “Der IQ-Test ihres Kindes interessiert uns hier gar nicht. Papier ist extrem geduldig.” oder “Wir machen das hier wie immer. Wir machen das schon richtig. Ihr Sohn passt hier einfach nicht hin. Wir wollen ihn hier nicht mehr haben!” Zitate dieser Art könnte ich noch kilometerweise weiter anführen.

Vor allem hat die Anzahl der Fälle zugenommen, in der Direktoren/Lehrer Hochbegabte, meist Underachiever, mehr oder weniger unverhohlen von ihrer Schule “wegkomplimentieren”. Da stehen Eltern plötzlich vor der Tatsache, dass die Schule dermaßen zumacht, dass sie auf die Schnelle schauen müssen, wo sie ihr Kind schulisch neu unterbringen können. Wer aber nimmt freiwillig einen Hochbegabten mit schlechten Noten, den eine andere Schule loswerden will? Das wird natürlich nicht so gesagt, sondern es werden Ausflüchte gesucht wie: Die Klasse ist zu voll etc. Schwieriger wird das in Einzelfällen noch dadurch, dass Direktor X mit Schulamtsleiterin Y oder Direktor Z befreundet ist, über das Kind z. B. bei privaten Treffen herzieht – und andere Schulen dieses Kind auch zurückweisen, weil es wie ein Lauffeuer durch alle Schulen der Gegend geht, wie schrecklich dieser “angeblich hochbegabte” Schüler ist. Da beißen Eltern schon einmal in die Tapete, weil sie es – auch auf unterschiedlichen Instanzen – mit persönlichem Klüngel zu tun haben, bei dem die Verantwortliche beim Schulamt den Direktor X ja so nett und kompetent findet, dass sie sich gaaar nicht vorstellen kann, dass der einen Fehler macht.

Das ist alles nicht “legal”, aber es geschieht. Groß zu klagen, macht meist keinen Sinn, weil das Kind oft schnell neu untergebracht werden muss und das deshalb zeitlich nicht zu managen ist (hat mal jemand versucht, bei den Regierungspräsidien wirklich akut jemanden zu erreichen, der dann auch “dranbleibt”?) und bringt dem Kind auch nichts: Selbst wenn es dann auf der wegschickenden Schulen bleiben dürfte, weil objektiv gar kein Verfehlen des Kindes vorliegt, wäre doch die Situation so vergiftet, dass es keinen Sinn macht, dies durchsetzen zu wollen.

Preisverleihungen an einzelne Schulen machen sich gut, sind prestigeträchtig und toll fürs Image. Sie sind auch sinnvoll. Man darf nur den Blick nicht dafür verlieren, dass es an den allermeisten Schulen immer noch ziemlich elendig zugeht, was den Umgang mit hochbegabten Kindern angeht. Das gilt vor allem für die Underachiever, aber durchaus auch immer noch für die Hochleister, deren Leistung viele Schulen schlicht nicht wollen geschweige denn wertschätzen und fördern.

“Individuelle Förderung” wird z. T. ja sogar verbindlich (NRW) von den Schulen gefordert. Solange es jedoch keine wirklichen Überprüfungsstrukturen dafür gibt, solange ist gegen die Ignoranz immer noch zu vieler Lehrer kaum ein Kraut gewachsen.

 

Inklusion, Integration, individuelle Förderung

Es gibt tatsächlich Ausnahmen zur ansonsten so ungemein heftig verteidigten Schulpflicht in Deutschland. Dann nämlich, wenn Schulen ratlos sind, überfordert und z.T. auch unwillig, sich um ein besonderes Kind zu kümmern.

Schulpflicht? Erstmal nicht für Amir titelt der Kölner Stadt-Anzeiger.

Ein hochbegabter Junge – und zudem Asperger Autist, da war auf einmal, nach einer langen Schul-Odyssee, für Amir keine Schule mehr zu finden. Siehe auch hier.

In den vorherigen Schulen – z. T. teuer bezahlte Privatschulen – beteiligten sich auch schon einmal gerne auch Lehrer am allgemeinen Mobbing gegen den Jungen, der einfach ganz anders war als die anderen Kindern.
Hochbegabt – oft schon schlimm genug. Aber dann auch noch Asperger…

Amir hat allerdings das Asperger Syndrom in einer Weise, die durchaus bei einer (eigentlich ja längst schon gesetzlich geforderten) wirklichen individuellen Förderung ganz kompatibel mit dem normalen Schulunterricht sein kann. Allerdings müssten Lehrer und Mitschüler das wollen. Und viele wollen nicht!

Nun möchte ich daran erinnern – und dieses Faktum scheint mir immer noch nicht wirklich ins allgemeine Bewusstsein gedrungen zu sein – , dass Deutschland im vorletzten Jahr die sogenannte UN-Behindertenkonvention unterschrieben hat, die umzusetzen jetzt Pflicht ist! Nun hat diese Konvention einen § 24, der eigentlich ganz harmlos daherkommt und schlicht aussagt, dass Inklusion der Normalfall sein muss.
Diese einfache Aussage ist allerdings nichts anderes als eine Atombombe mit Zeitzünder für unser bisheriges Schulsystem.
Sie bedeutet in aller Konsequenz, dass letztlich so gut wie alle Förderschulen aufgelöst und die im Volksmund so genannten “Sonderschüler” im normalen Schulsystem mit allen anderen Schülern zusammen “individuell” unterrichtet werden müssen. Das gilt für hörbehinderte, sehbehinderte, schwerstmehrfach behinderte Kinder genauso wie für “erziehungsschwierige”, Autisten etc.

Das Ganze klappt ja heute schon nicht, wie wir immer wieder sehen, mit einer schon immer zwangs- aber nicht wirklich integrierten Sondergruppe von Schülern, den Hochbegabten. Wie soll das werden, wenn die o.g. genannten Gruppen auch noch “selbstverständlich” in unserem bisherigen Schulsystem unterrichtet werden müssen?
Amir wäre dort ein Muster an “Normalität”…

Seit einiger Zeit bin ich im Schulministerium NRW Mitglied einer Arbeitsgruppe, die die Umsetzung des § 24 der Behindertenkonvention inhaltlich und praktisch vorbereiten und in die Wege leiten soll. Mitglieder dieses Gesprächskreises sind Politiker aller Couleur, Professoren, Vertreter verschiedenster Behindertenverbände, Schulformen, des Städtetages, der Kommunen etc. etc.
Was ich sagen kann, ist, dass alle wirklich guten Willens sind. Aber – die Materie ist so ungeheuer komplex, dass ich nicht sehen kann, wie das Ganze auf absehbare Zeit konkret umgesetzt werden kann, ohne das alte Schulsystem völlig umzukrempeln.

Mir ist es extrem wichtig, in diesem Gesprächskreis mitarbeiten zu können, weil ich die Befürchtung habe (berechtigt, wie sich schon herausgestellt hat), dass aufgrund der massiven Anstrengungen und Probleme, alle Sonderschüler “irgendwie” ins normale Schulsystem zu “pressen”, die hochbegabten Schüler dann vollends hinten rüber fallen, weil die Probleme mit allen anderen so groß sein werden, dass auf die Hochbegabten dann sowieso niemand ein Auge mehr hat. Dies ist im Vorfeld am besten zu verhindern, indem ich es immer wieder zur Sprache bringe.

Das Ganze kann nur gelingen, meiner Meinung nach, wenn wirklich ein völlig neuer Wind in unsere Schulen eingelassen wird: Abkehr vom Frontalunterricht in starren Klassen, Lehrer in Mentorenfunktion als “Lernbegleiter” und nicht mehr als “Eintrichterer”, wirkliche individuelle Förderung in Abkehr vom zielidentischen Unterricht etc., sind Stichworte dazu.

Amir durfte nun an einem Gymnasium in Leverkusen ein paar Tage hospitieren. Die Schule weiß, wie man mit autistischen Kindern umgeht. Er sei „total glücklich“ nach Hause gekommen, sagt seine Mutter. Es ist nur zu hoffen, dass die bürokratischen Hürden, die bei einem solchen Schulwechsel anstehen, den Hoffnungsfunken für Amir nicht zunichte machen.

Übrigens: Nur um die Dimension dessen, was da geschehen muss, anschaulich zu machen:
Es gibt über 400.000 Förderschüler aller Art in Deutschland, die integriert werden sollen und müssen…

 

Öfter mal was Neues!

Da hat mal jemand etwas geschrieben – und dann wird das in unterschiedlichen Zeitungen verwurschtet, kaum, dass man sich die Mühe gibt, auch nur den Titel intelligent abzuändern…

Welt online:              Warum Hochbegabte nicht auf Eliteschulen gehören
Berliner Morgenpost:  Warum Hochbegabte nicht auf Eliteschulen gehören
Aachener Zeitung:     Experte: Hochbegabte Kinder nicht auf Eliteschulen schicken

Wie spannend!

Der Artikel als solcher ist ganz o.k, obwohl sich Rost darin wieder einmal zu Wort meldet. Und: Immerhin wird die DGhK mit Link als weiterführender Tipp erwähnt…

 

DGhK-Elterntag in Dortmund

Geschafft: Am Samstag hat der Vorstand der DGhK Rhein-Ruhr im Rahmen seiner jährlichen Mitgliederversammlung in Dortmund einen Elterntag durchgeführt mit unterschiedlichen Workshops und gleichzeitiger Kinderbetreuung.

Erstaunlich für uns: Wir sind von Anmeldungen im Vorfeld geradezu überrannt worden. Obwohl wir zu zwei unserer Themen noch zusätzliche Referenten gewinnen konnten, mussten wir Mitte Februar die Reißleine ziehen und einen rigorosen Anmeldestopp verkünden, um die Veranstaltung noch vernünftig managen zu können.

Wir hatten fast eine komplette Schule zur Verfügung – und viele Räume brauchten wir auch:
14 Workshops (2 Blöcke à 7) mit je 16 bis 18 Eltern als Teilnehmer, Kinderbetreuung für 80 Kinder (von 1 bis 14 Jahren!)  – all das kann man nicht mal so eben in einem Jugendheim durchführen. Verköstigung gab’s auch.

Unsere Themen:
Let’s fetz – Hochbegabung in Familie und Alltag
Schule – Was geht?
Hochbegabung zwischen Pampers und Schule
Erste Hilfe bei Hochbegabung
IQ und Co.

Am beliebtesten waren die beiden ersten Themen, zu denen dann auch jeweils vier Workshops angeboten wurden.

Am Ende des Tages waren wir geschlaucht, aber hoch zufrieden. Die Rückmeldungen, die wir von den Eltern bekommen haben, waren äußerst zufriedenstellend. Dabei ging es bei der Zufriedenheit nicht nur um die Qualität der von uns angebotenen Workshops, sondern auch um die als extrem bereichernd erlebte Möglichkeit, mit ganz vielen Leuten Kontakt aufnehmen und sich austauschen zu können. Im normalen Alltagsumfeld ist die Kommunikation mit anderen über die Probleme, die man mit einem hochbegabten Kind so haben kann, oft gar nicht möglich, manchmal selbst in der eigenen Familie nicht.

Natürlich kam schon im Laufe des Tages die Nachfrage, wann denn eine solche Veranstaltung wieder angeboten würde…
Diese Frage erlebe ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge:
Natürlich freut uns dieses Interesse, denn es zeigt, dass unser Angebot einen Nerv getroffen und auch viele Erwartungen erfüllt hat. Wir waren z. B. auch erstaunt darüber, dass fast alle angemeldeten Familien auch tatsächlich gekommen sind – und an der geradezu lächerlichen Anmeldegebühr von 5.- Euro, die wir erhoben haben, hat das sicherlich nicht gelegen.
Diese Frage nach einer weiteren Veranstaltung dieser Art zeigt aber auch, wie unendlich viel Bedarf an Aufklärung und konkreten und pragmatischen Informationen es im Bereich der Hochbegabung immer noch gibt und wie viel Hunger nach Verständnis und Kommunikation.

 

Defizitorientiert

So scheinen sie mir wirklich zu sein, die Deutschen, in einer erdrückenden Mehrheit: Defizitorientiert.

Defizitorientierung als “Normalität”.

Jedes Problem, jedes Versagen wird verständnisvoll analysiert, kommentiert und mitleidvoll “mitgetragen” und einem vielschichtigen Therapie- und Hilfesystem zugeführt.

Wehe aber, ein Kind geht freundlich selbstbewusst einfach so durch diese (Schul-) Welt mit besten Noten, vielfältig interessiert, hochbegabt und mit angenehmen Umgangsformen. Solch ein Kind ist gefährdet, und man muss es dem Jugendamt melden (siehe hier).

Funktioniert ein hochbegabtes Kind aber nicht so glänzend, sondern auch mit Problemen, dann ist es auch wieder falsch, und man kann es höhnend durch’s Dorf treiben wie ein unerwünschtes Alien.
Denn mit oder ohne Schwierigkeiten: “Normal” ist ein hochbegabtes Kind nie – per definitionem!

Jüngstes Beispiel meiner Beratungsarbeit gestern: Der verzweifelte Brief einer Mutter, deren 7jährige Tochter jetzt einem Sonderschulverfahren zugeführt wird (schon eingeleitet). Dieses Mädchen sitzt mit einem getesteten IQ-Wert von über 140 in der ersten Klasse und weigert sich, mitzuarbeiten. Podolski beim Kicken mit Kleinkindern! Die Lehrer weigern sich, das Gutachten des Psychologen überhaupt auch nur zu lesen, geschweige denn, das Kind in irgendeiner Weise zu fördern und sei es zunächst nur, es schlicht eine Klasse höher zu setzen. Auch hier: Das Potenzial wird in einer durchaus sträflich zu nennende Ignoranz, ja Boshaftigkeit, ignoriert, das Kind, das mit seinem IQ-Wert zu weniger als 1% der Bevölkerung gehört, auf seine “Verhaltensauffälligkeit”, sein “Defizit”, reduziert und zum Fall für die Sonderschule abgestempelt. Auch eine Art von Missbrauch Schutzbefohlener und – auf eine bestimmte Art – Folter.

Den sympathischen Erfahrungsbericht einer anderen Familie findet man bei OPINIO, zur RP-Gruppe gehörend, unter dem Titel Seid doch froh! mit dem Untertitel: “Seid doch froh – diesen Satz hören wir immer wieder, wenn das Thema auf unsere jüngste Tochter kommt. Hochbegabung – ganz toll! ”

Fazit der Eltern: “Es ist einfach schade. das sich unsere Gesellschaft nur noch auf Defizite beschränkt. Hochbegabung ist nicht immer ein Segen und es ist nicht einfach, diesen Kindern den Weg zu zeigen, dass sie glücklich werden und nicht nur über ihr Wissen definiert werden. Sie sind ganz normale Kinder und als solche wollen sie auch behandelt werden.”

 

Nicht nur in der Kirche: Immer und überall

Für all die Menschen, die es nun mit und mit wagen, in die Öffentlichkeit zu treten und von den von ihnen erlebten sexuellen Übergriffen und Vergehen durch Vertreter der Kirche, Priester, Ordensleute etc., zu reden, habe ich hohen Respekt. Ich hoffe, dass die Aufklärungswelle zu sexuellen Straftaten, die die Kirche momentan überrollt, wirkliche und nachhaltige Konsequenzen haben wird! Respekt sei der Regensburgerin Monika Preis gezollt, von deren Bemühungen und Ängsten in dem Zusammenhang die SZ berichtet: Kirche und sexueller Missbrauch – ”Mein Mut ist wirklich dahin”. Ihr wünsche ich neuen Mut und viele Mitstreiter/innen!

Aber: sexuelle Übergriffe bis hin zu Vergewaltigungen drohten und drohen Mädchen und Jungen immer und überall. Das ist nicht übertrieben.
Und nicht zu vergessen: In den immer noch allermeisten Fällen handelt es sich um die eigenen Familienmitglieder, die zu solchen Taten fähig sind.

Ich kenne viele Leute. Männer sind ja nun meist nicht besonders kommunikativ, was solche Themen angeht. Was ich aber von Frauen, auch aus meinem engsten Umkreis, im Laufe der Jahre so erfahren habe, das spottet jeder Beschreibung. Und das von so vielen Frauen, dass ich es gar nicht fassen kann.

Da sind zunächst tatsächlich die Übergriffe unterschiedlichster Heftigkeit von Vätern, Onkeln, Nachbarn und sogar Brüdern. Und wenn es nur – wie mir eine Mutter letztens berichtete –  so ist, dass der Nachbar das 4jährige Mädchen nicht einfach so hochhebt, um ihm über den Zaun zu helfen, sondern es nimmt mit einer Hand oben zwischen den Beiden – und es dann auch da erst gar nicht wieder loslässt. Wo fangen sexuelle Übergriffe an? Das geht dann aber in anderen Fällen bis hin zu jahrelangem regelmäßigem Missbrauch, weil die Mutter krank ist oder sich verweigert. Oder zusätzlich.

Ich habe viele Jahre in einer Beratungsstelle gearbeitet und erinnere mich sehr gut an den Schock, den damals ein Telefongespräch in mir auslöste, in dem mich ein Mann mit der größten Selbstverständlichkeit der Welt fragte, ob er seine 2jährige Tochter schon jetzt “benutzen” dürfte, oder ob er noch warten müsse, bis sie 3 Jahre alt sei.

Viel höre ich auch von Vergewaltigungen eben mal so nach dem Motto: Zur falschen Zeit am falschen Ort. Da handelt es sich um eine Vergewaltigung durch einen Busfahrer an einer dunklen Haltestelle abends allein im Bus, durch irgendjemandem in einem Parkhaus, einem Friedhof, einer Toilettenanlage, einem Einkaufszentrum.

Das alles ist Realität, mit der – vor allem, aber nicht nur – Frauen immer rechnen müssen. Jede Naivität ist da unangebracht.

Ich selbst habe im Alter von 18 Jahren einmal unglaubliches Glück gehabt: Ich wollte allein ein Berliner Museum besuchen. Das lag in einer weitläufigen Grünanlage. Nur eine mehrspurige Straße war in der Nähe und irgendwo der Eingang zu einer U-Bahn-Station. Zum meinem Unglück war das Museum geschlossen. Absolut kein Mensch weit und breit. Da tauchte aus dem Nichts ein männlicher Radfahrer auf – offensichtlich betrunken. Er fuhr mir nach, griff nach mir und riss an mir. Ich lief schnell durch den Park – Richtung U-Bahn, aber auf dem Rad war der Mann einfach schneller. Dann packte er mich so an der Schulter, dass ich stolperte und hinfiel. Ich war in Panik. Das war so ein Moment, in dem die Welt stillsteht und unterzugehen scheint. Und dann das: Durch den Ruck meines Fallens – er hatte mich noch an der Schulter gepackt – fiel der Man von Fahrrad, besoffen, wie er war! Das hat mich gerettet. Er rappelte sich zwar wieder auf, war aber einfach einen Tacken zu betrunken, um schnell genug zu reagieren. Das war meine Chance – und ich habe sie genutzt. Angekommen in der rettenden U-Bahn-Station musste ich mich erst einmal übergeben.
Letztlich ist mir gar nichts passiert. Eines aber ist klar und eindeutig und immer noch gegenwärtig: In dem Moment war meine Kindheit unwiderruflich zu Ende. Die Welt hatte sich in einer Weise offenbart, die Grundvertrauen zerstört hatte und jegliche Naivität zukünftig verbot. Ich bin kein ängstlicher Mensch geworden, aber ein hochaufmerksamer, was Situationen angeht, in denen sich so Erlebtes irgendwie wiederholen könnte.

Die Traumata, die vergewaltigte Frauen (und Männer) ihr Leben lang mit sich herumschleppen, sind mit Worten nicht anschaulich zu machen. Das geht über Beziehungsstörungen, Schlaflosigkeit, Zwängen und Depressionen hin bis zu der Aussage einer nach außen sehr selbstbewussten und erfolgreichen Frau, verheiratet, Kinder, die sagt: “Damals ist meine Seele getötet worden, und ich habe mich nie wieder richtig lebendig gefühlt.”

Missbrauch ist Zerstörung von Leben.

Die Kirche sollte dem Leben dienen. Nicht das Leben missbrauchen. Nicht Missbrauch Vorschub leisten. Nicht ihn bagatellisieren. Niemals ihn dulden.

 

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