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Podolski und die “Fußball-Einheitsschule”

In einem Kommentar zur Diskussion über die Einführung der Einheitsschule, zu lesen im Internetportal Die Freie Welt, steht ein wunderbarer Satz: Simpel und treffend.

In dem Artikel von Fabian Heinze mit der Überschrift Pro und Contra Einheitsschule heißt es:

“Heute ist es mit einer Stigmatisierung verbunden, wenn man „nur“ einen Hauptschulabschluss hat.  Und in der Tat gehen zum Beispiel in den USA – trotz des Klischees vom „dummen Ami“ immerhin das Land mit den meisten Nobelpreisträgern der Welt – Lernbehinderte und Hochbegabte in ein- und dieselbe Schule.  Trotzdem sollten sich die Befürworter der Einheitsschule unbedingt von dem Gedanken trennen, es sei die Vereinheitlichung, die gute Ergebnisse erziele.  Eher das Gegenteil ist der Fall: Der Schlüssel liegt in der indivduellen Förderung.  Die wird in den Parteiprogrammen zwar erwähnt, doch der Eindruck drängt sich auf, dass sich die Verfasser gar nicht im Klaren sind, was das bedeutet.  Denn gleichzeitig ist überall von „länger gemeinsam lernen“ die Rede.  Das aber wäre eine massive Benachteiligung der Begabten.  In den erwähnten US-Schulen etwas besuchen Hochbegabte und Lernbehinderte zwar das selbe Schulgebäude, werden jedoch in getrennten Klassen und natürlich mit unterschiedlichen Lehrmaterialen unterrichtet. 
Im Sport ist Begabtenförderung selbstverständlich, warum nicht auch in der Bildung?  Niemand hätte von Lukas Podolski verlangt, er soll bis aufs Weiteres in der Kreisliga spielen. 
Hier vor allem könnte ein echter Vorteil der Einheitsschule liegen: Durch ein Kurssystem mit vielen verschiedenen Niveaus wäre es möglich, dass ein Mathe-As mit geringer sprachlicher Begabung einen sehr schwierigen Mathe- aber einen einfachen Englischkurs belegt.”

Ganz ehrlich: Mir ist das ziemlich egal, wie das Schulsystem der Zukunft aussieht. Wenn es in der täglichen Praxis wirkliche individuelle Förderung für alle (!) ermöglicht, dann soll mir so ziemlich jedes Recht sein.
Wichtig ist mir, dass die intellektuell hochbegabten “Podolskis” nicht ihr Schulleben lang in “Grundkursen” herumkicken und verrotten müssen.
Um die “Podolski-Ausnahmesportler” braucht man sich diesbezüglich keine Sorgen zu machen. Da besteht gesellschaftlicher Konsens: Die werden fast immer geholfen.

 

Konservative mit niedrigerem IQ

Welche Schlüsse man auch immer daraus ziehen mag:
Die Süddeutsche titelt: Konservative sind weniger intelligent. “Linksliberale sind schlauer als Konservative – zumindest im Durchschnitt. Forscher finden das einleuchtend. Denn Tradition kommt auch ohne Denken aus.” 
Die Zeitung beruft sich auf eine Langzeitstudie mit 15.000 jungen Amerikanern, die sich als “sehr konservativ” bezeichneten und im Durchschnitt einen IQ-Wert von 95 hatten – 5 weniger als der Durchschnitt der Bevölkerung, während sich eine “linksliberale” Kontrollgruppe durch einen leicht überdurchschnittlichen IQ-Wert von 106 auszeichnete.

“Für den Psychologen Satoshi Kanazawa, der an der London School of Economics lehrt, passen die Daten ins Bild: Intelligenz erlaube es den Menschen, sich anders zu verhalten, als es die Evolution in ihnen angelegt habe, argumentiert er in Social Psychology Quarterly.
Ihre höhere Geistesleistung gibt ihnen die Freiheit, neue Wege im sozialen Zusammenleben zu suchen. Sie können wegen ihrer Intelligenz eher Ressourcen für Menschen aufwenden, die nicht mit ihnen verwandt sind, und sind eher für staatliche Wohlfahrt, die höhere Steuern erfordert.”

 

Gut ist falsch, ordentliches Benehmen verdächtig

Das schlägt dem Fass den Boden aus, was ich da gestern in der Beratung gehört habe:

Da ist ein 2 1/2jähriges Mädchen, Kind einer alleinerziehenden, teilzeitberufstätigen Mutter. Dieses Mädchen geht in eine Kindertagesstätte. Dieses Mädchen spielt sehr gerne und ausgiebig. Dieses Mädchen spricht jedoch auch schon fließend und beherrscht Worte wie “Mikroskop” und kann sie erklären. Dieses Mädchen bleibt zudem bei den Mahlzeiten im Kindergarten bis zum Ende des Essens ordentlich sitzen. Dieses Mädchen sagt tatsächlich “Bitte” und “Danke”.

Das sind die Vergehen dieses Mädchens.

Konsequenz des Kindergartens: Der alleinerziehenden Mutter wird ununterbrochen vorgeworfen, das Kind sei verhaltensauffällig!!!! Ihr wird zudem vorgeworfen, das Mädchen gleichzeitig zu vernachlässigen und zu überfordern. Die Mutter soll gezwungen werden, Erziehungskurse zu besuchen, da ansonsten das Jugendamt verständigt werde.
Der Kindergarten weigert sich, sich überhaupt nur Gedanken darüber zu machen, dass das Kind vielleicht überdurchschnittlich begabt sein könnte. Die Kinder-Gärtnerinnen (wer will da von “Erzieherinnen” sprechen…?) wollen statt dessen die Mutter beim Jugendamt anzeigen.

Die Mutter ist völlig ratlos, was sie tun soll.

P.S.: Das Kind kann noch nicht getestet werden. Fakt ist aber: Mutter und Großmutter haben beide einen getesteten IQ-Wert von deutlich über 130.

Noch ein P.S.: Wenn das Mädchen “F* Dich, Alte” sagen oder ihren Kakao klein Kevin über den Kopf schütten würde, dann wäre das wohl ein Zeichen von Normalität und geistiger Gesundheit.

Kann es sein, dass da irgendwo etwas nicht stimmt?

 

Hochbegabte Schulanfängerinnen

Dem Weltenkreuzer verdanke ich den Hinweis auf eine sehr interessante Dissertation, die die Verfasserin, Dipl.Päd. Kathrin Racherbäumer, an der Universität Duisburg-Essen eingereicht hat:

HOCHBEGABTE SCHULANFÄNGERINNEN Eine explorative Längsschnittstudie zum Übergang hochbegabter Kinder vom Kindergarten in die flexible Schuleingangsstufe NRW unter besonderer Berücksichtigung von Schulleistung und psychosozialer Entwicklung

 

Nicht nur Lernen – auch Schlaf fördert die Intelligenz

Da müht man sich mit dem Nachwuchs, macht Frühförderung auf Teufel komm raus, gibt viel Geld für Nachhilfe aus – und macht evtl. alles wieder zunichte dadurch, dass man nicht auf genügend Schlaf bei den lieben Kleinen achtet.

Ich muss das Rad nicht neu erfinden, deswegen mache ich gerne aufmerksam auf einen absolut lesenswerten Artikel des Schweizer Mamablogs:
Schlafmangel macht Kinder dumm und dick

Zitat aus dem Beitrag:
Avi Sadeh von der Tel Aviv Universität hat vor ein paar Jahren die Hirnleistungen von  77 Grundstufenschülerinnen (9- und 11-jährig) und Schülern untersucht. Die eine Gruppe hat über drei Tage rund eine Stunde mehr geschlafen als die andere. Nach der dritten Nacht wurden die Kinder neurobiologisch getestet. Der Leistungsunterschied, der eine Stunde Schlaf ausmachte, war grösser als der zwischen einem 11- und einem 9-jährigen Kind. In Sadehs Worten: «Der Verlust von einer Stunde Schlaf über mehrere Tage setzt die kognitive Kapazität des Gehirns um zwei Schuljahre zurück.»”

 

Viele können mehr!

Dies so festzustellen und danach zu handeln, das ist schon fast mehr als man sich wünschen kann. Das ist auch schon Hochbegabtenförderung – und zwar auf die vernünftigste Art aller sich anbietenden Möglichkeiten:
Viele können mehr!

Wenn man bedenkt, dass rein nach statistischen Vorgaben 2-3% aller Schüler ab einem IQ-Wert von 130 und mehr hochbegabt sind, so handelt es sich doch schon um 10% aller Schüler, die bei einem IQ-Wert von 125 und aufwärts weit überdurchschnittlich begabt sind. Und die mit einem IQ-Wert um die 120 sind auch nicht dumm…

Förder- und Forderangebote für alle Schüler, die können und wollen, anzubieten, ist das Beste, was eine Schule tun kann – und das auch noch, ohne Gefahr zu laufen, als “elitär” verschrien zu werden und einen entsprechenden “Ruf” zu bekommen.

Die Grundschule Marxheim scheint da einen wunderbaren Weg gefunden zu haben, wie FR-online im Artikel Lernfutter für Hochbegabte berichtet.

“Für alle potenziell guten Schüler gibt es jetzt mehr ‘Lernfutter’ an der Marxheimer Grundschule: Schüler, die ihre Aufgaben flott erledigt haben, bekommen im normalen Unterricht Zusatzmaterial; wer leicht lernt, wird ermuntert, schwächeren Mitschülern zur Hand zu gehen. Darüber hinaus sind jahrgangsübergreifende ‘Forderstunden’ eingerichtet: Schreibwerkstatt und Theatergruppe, ein Knobelangebot für fixe Mathematiker und Experimentierkurse für naturwissenschaftlich Interessierte. Englisch wird in einem bilingualen Programm bereits ab Klasse eins unterrichtet, Viertklässler können Latein und Italienisch lernen.
Die Zusatzangebote seien nicht nur für die Kinder, die als hochbegabt getestet sind, betont Heidi Renker. Es könnten alle teilnehmen, die Spaß am Lernen haben und mehr wollen, als im Unterricht angeboten wird. Seit Hochbegabtenförderung ein Schwerpunkt im Schulprogramm ist, hat ein Drittel des Lehrerkollegiums eine Fortbildung absolviert. Zusammengearbeitet wird auch mit dem Zentrum für Hochbegabung in Frankfurt und mit anderen Schulen, die das Gütesiegel tragen.
Für jedes Kind werde ein Forderplan in kleinen Schritten ausgearbeitet, vergleichbar dem Förderplan für schwache Schüler. Die Gefahr, dass übermotivierte Eltern ihre Kinder in AGs und Zusatzstunden drängten und ihnen damit zu viel zumuteten, hält Renker für gering: ‘Man erkennt sehr schnell, ob ein Kind von sich aus motiviert ist oder nicht. Da wählen wir sorgfältig aus.’”

Ein grundsätzlich lernfreudiges Klima kommt allen Schülern zugute. Und Laune macht es auch.

Viele können mehr!
Und:
Bei Flut steigen ALLE Schiffe.

 

„Intelligenz, helau!“

Frech und lesenswert und streitbar, die Polemik im Rheinischen Merkur:
BILDUNGSAUFTRAG – Nobelpreis für alle!
Mach meine Kinder intelligenter, fordern ehrgeizige Eltern von Lehrern. Eine Polemik wider den Hochbegabungswahn.

 

Vorsicht: Geisterfahrer unterwegs!

Das könnte man meinen, wenn man den superintelligenten Artikel eines superintelligenten Verfassers inklusive der Äußerungen des superintelligenten Hochbegabten-Spezialisten Detlef H. Rost liest, den der superintelligente Verfasser einen der “angesehensten Hochbegabungsforscher in Deutschland” nennt.

WELT online sieht sich veranlasst, ja von einem missionarischen Zwang gedrängt, endlich die Wahrheit über Hochbegabung ans Licht zu bringen und sich dafür unglaublich superintelligent zu profilieren.

Man lese selbst:
Hochbegabten-Hysterie hat Deutschland erfasst

P.S.: Ich bin gegen jede Art von Hysterie. Und Phänomene wie beschrieben kommen vor. Aber im Ganzen mit diesem Thema so umzugehen, zeugt zumindest nicht von Superintelligenz – noch nicht einmal von gutem Willen.
Rost sagt ab und an etwas Verwertbares. Das kommt aber irgendwie nicht wirklich durch. Leider scheint er es nämlich zu lieben, sich in Krawallartikeln von seiner “besten Seite” zu zeigen und sich z. T. dort auch instrumentalisieren zu lassen. Vielleicht braucht er das. Dann sollte man es ihm gönnen – sich aber auch so seine Gedanken darüber machen, ob es nicht angesehenere Hochbegabungsforscher  in diesem unserem Lande gibt, die diese Art von Profilierung aus guten Gründen meiden. Die gibt es nämlich. Es sind so ziemlich alle anderen.

Noch ein P.S.: Man schaue sich einmal die Kommentare zu dem Artikel an: Häme, eine ungeheure Häme Kinder betreffend, die einfach nur hochbegabt sind. Was haben sie getan? Im Gegenteil: Oft leiden sie. Und als Reaktion der “Bevölkerung” das! Unfassbar. Wie ist das zu erklären?
Heutzutage gibt es kaum noch Menschen, Gruppen etc., über die man ungestraft lästern darf – und über (“normale”) Kinder schon gar nicht. Selbst bei den oft zitierten “Kopftuchmädchen" geht ein Aufschrei durch die Gesellschaft. Aber Hochbegabte, an denen kann man sich ungeniert abreagieren. Volkes-“Seele” ist sich da einig in ihren niedrigen Instinkten. Nieder mit der ekelhaften “Elite”! Hochbegabte Kinder kann man als Säue durchs Dorf treiben.
Hemmungslos!
Schamlos!
Ungestraft!
Gibt irgendjemanden mit Stimme, Politiker, Schriftsteller, Schauspieler etc., der laut und deutlich für die Gruppe der Hochbegabten Partei ergreift und dem bösartigen Geifern Einhalt bietet?
Nein.

 

Gemein – aber so isett. Leider! Leider!

Ganz kurz nur möchte ich aufmerksam machen auf eine rein zeitlich schon der Vergangenheit angehörende Sendung des Deutschlandradios, deren Ankündigung aber immer noch inhaltlich sehr aktuell ist und ein heftig zustimmendes Kopfnicken in mir erzeugt.

Der Kluge ist der Dumme hieß die Sendung bzw. ist der Text überschrieben.

Den Hinweis zu diesem Artikel habe ich übrigens dem Blog Hochbegabt und Hochsensibel zu verdanken.

 

Verschüttet: Intuition und gesunder Menschenverstand

Helicopter parents, das ist eine recht neue Unart, Eltern zu sein.
Von der Wahl der richtigen Schnullerform, die irgendeinen heilbringend intellektfördernden Einfluss auf die Synapsen im Gehirn des Babys haben soll, bis hin zur Begleitung des schon erwachsenen Studienabsolventen bei seinen Bewerbungsgesprächen: Für manche Eltern sind ihre Kinder wohl nur noch Objekte, die mit viel Einsatz von Geld, Zeit und Mühen karrierefähig gezüchtet werden müssen. 
Intellektuelle Mast, die zur brillanten Karriere der Kinder führen soll. Wehe, das gelingt nicht… 

Auch wenn der SPIEGEL gerne mal ein bisschen dazudramatisiert, trifft doch das, was in dem Artikel Kinder unter Erfolgsdruck – Very Important Babys steht, auf einen bestimmten Elterntypus durchaus zu.

Wer ein bisschen Meinung und Hintergrund haben möchte, lese zum selben Thema Erziehungszwischenruf: Eltern, fürchtet euch nicht!

Prügel, Vernachlässigung, Misshandlungen jedweder Art – aber auch: Chronische Überbehütung und Reduzierung auf ein Prestige-Objekt des elterlichen Ehrgeizes:
In Kindheit und Jugend zu erlebende Traumata können ja so unterschiedlich aussehen…

Mit vernünftiger, ganzheitlicher Förderung (hoch-) begabter Kinder hat das Ganze überhaupt gar nichts zu tun. Sehr wohl aber viel mit oft egoistisch geprägten außenorientierten Ersatzhandlungen der Eltern und ihrer zunehmenden Unfähigkeit, wirklich lieben und auch loslassen zu können .

 

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