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Hochbegabung in der Schweiz

Ein lesenswerter Artikel aus unserem Nachbarland.
Interessant fand ich, dass es im Umgang mit hochbegabten Schülern durchaus Unterschiede zwischen den deutsch-, französisch- und italienischsprachigen Landesteilen zu geben scheint:
Aufwachsen wie ein Chamäleon

 

Und der deutsche Amtsschimmel wiehert

Man lese in der Frankfurter Rundschau:
Kein Abi für den Turbo-Schüler
Am schönsten finde ich noch den Rat an Felix, sich zwischenzeitlich an einer Kosmetik-Schule anzumelden …
Nicht zu fassen …

Auch auf Spiegel-online zu finden und auf hr-online.

 

Keine Hausaufgaben mehr an Oberhausener Gymnasium

Die WAZ berichtet in ihrer heutigen Ausgabe, dass die Schüler der Klassen 5 bis 9 des Elsa-Brändström-Gymnasiums in Oberhausen ab jetzt nicht mehr generell Hausaufgaben nach Schulschluss (16.00 Uhr) machen müssen. Dadurch soll der Zeitdruck gemildert werden, unter dem die Kinder durch das “Turbo-Abi” stehen.
Möglich sind aber weiterhin häusliche Aufgaben, die auf individuelle Schwächen einzelner Schüler zugeschnitten werden.

Es gilt eine Testzeit von zwei Jahren, in denen sich herausstellen soll, ob die Kinder auch ohne Hausaufgaben zu machen, lernen …

Das Elsa-Brändström-Gymnasium ist seit Jahren durchaus eine Wahl bei der Suche nach einem Gymnasium für hochbegabte Kinder. Eine der Begründungen für das Weglassen allgemeiner Hausaufgaben zielt deshalb auch auf die Vorteile für gut begabte Kinder: “So muss kein Kind seine Freizeit mit dem Lösen von Aufgaben verbringen, die es längst beherrscht.”

Gute Idee das …

 

Jahrelang nur Stau

Sehr schön und anschaulich beschreibt die hochbegabte Julia Wimmer, die in diesem Jahr mit 15 Jahren ihr Abitur machte, ihre Situation – und ihr Leiden – in der Regelschule:

Sie habe sich oft schrecklich gelangweilt. Das sei, …

                           …  „wie wenn man stundenlang im Stau steht und kein Autoradio hat“.

O-Ton Julia: 
„Die ständige Unterforderung hat mich psychisch und physisch so fertiggemacht, dass ich irgendwann dauerkrank war und nur noch zu den Klausuren in die Schule ging.“ Sie glaubte fast, in eine psychiatrische Einrichtung zu gehören. (Quelle: Berliner Zeitung)

                           …  „wie wenn man stundenlang im Stau steht und kein Autoradio hat“.

Auf eine so “praktische”, nachvollziehbare Weise ausgedrückt, versteht vielleicht der eine oder andere die Not vieler Hochbegabter im Unterricht etwas besser …

 

Überbehütung und kein Wettbewerb: Immer König – jemals erwachsen?

Ich habe schon einige Male die Tendenz heutiger Eltern zur Überbehütung beklagt (hier und hier und hier und hier).
Heute bekam ich einen Artikel aus brand eins Online zugeschickt, der beschreibt, dass immer mehr Eltern – vor allem Mittelschichteltern – jetzt auch jedweden Wettbewerb unter Kindern abschaffen wollen, weil der doch die armen Kinderseelchen verletzen könnte.

Man lese:
Wenn Jeder ein Sieger ist

Eigentlich denke ich, der gesunde Menschenverstand MUSS einem doch sagen, dass das so nicht funktionieren kann. Aber der scheint schon lange in der Kindererziehung keine große Rolle mehr zu spielen. Das spüre ich deutlich in meinen Beratungen: Oft und immer öfter erlebe ich dort das Verhalten der Eltern als das eigentliche Problem – das natürlich Konsequenzen für das Verhalten und das Lebensgefühl der Kinder mit sich bringt.

Schon als mein Sohn klein war – und das ist zwei Jahrzehnte her – habe ich mich ziemlich unbeliebt gemacht im Familien- und Bekanntenkreis, weil ich bei Kindergeburtstagen nur dem Geburtstagskind ein Geschenk gemacht – und seinen Geschwisterkindern nichts mitgebracht habe: Nur das Geburtstagskind hat doch einen besonderen Tag, der anders ist als andere Tage, und ich dachte und denke, dass die anderen Kindern das aushalten müssen und ja auch ihren besonderen Tag im Jahr haben. Die anderen Eltern sahen das nicht so – und haben mich das auch spüren lassen.

Diese Erfahrung von damals ist ja gar nichts gegen das, wovon in diesem Artikel die Rede ist: Fußballspielen ohne Zählen der Tore, Medaillen wahllos für alle, Ballettunterricht ohne Korrektur, Sticker mit “Geglückter Versuch” bei einem missratenen Ergebnis, Verbannung des Rotstiftes aus den Klassenarbeitsheften etc. etc.

Konsequenz des Ganzen: eine Narzissmus-Epidemie.
Aus dem Artikel:
“Unter diesen Vorzeichen wachsen nach Meinung von Dan Kindlon Teenager heran, die weder Unbehagen noch Selbstzweifel kennen. Die nichts anderes als eine glückliche Kindheit erlebten. Deren Eltern und Lehrer vom Sandkasten an, über den Spielplatz bis zur Schule in allen unbehaglichen Momenten intervenierten. Glück, das eigentliche Nebenprodukt des Lebens, wird zur Hauptzutat, zum Lebensziel schlechthin.
Einige Psychologen sehen genau darin die Rezeptur für spätere Desaster: Wer als Kind nie traurig war, weil beispielsweise andere die Medaillen absahnten, für den muss die erste normale Frustration im Erwachsenenalter etwas Schreckliches sein. Viele dieser Spätfrustrierten landen dann in der Therapie … und behaupten, sie wären eigentlich glücklich, nur wüssten sie nicht, ob auch glücklich genug.”

Absolut lesenswert!

 

Industrialisierung von Wissen statt Bildung

Ach, er spricht mir mal wieder aus der Seele, Prof. Dr. Gunter Dueck in seinem aktuellen Daily Dueck

 

Schulrealität: Lustlose Pflichterfüllung

Der Hirnforscher Gerald Hüther im Gespräch über versaute Mathe-Karrieren – und was es braucht, dass Kinder nur ein Fünftel der Zeit in der Schule sein müssen …
Hier geht’s weiter zum Artikel von derstandard.at

Aus dem Interview:
”Die Hirnforschung kann inzwischen zeigen, dass sich im Hirn nur dann etwas ändert, wenn es unter die Haut geht. Das Hirn ist kein Muskel, den man trainieren kann, indem man viel übt. Im Hirn passiert immer erst dann etwas, wenn derjenige, der lernt, das für sich selbst als wichtig beurteilt. Denn nur dann lässt man sich davon berühren, dann gehen die emotionalen Zentren an. Und immer dann, wenn im Hirn diese emotionalen Zentren aktiviert werden, wird eine Art Dünger ausgeschüttet. Der düngt gewissermaßen das Dahinterliegende, was man im Zustand der Begeisterung an Netzwerken aktiviert hat. Und das führt dazu, dass man immer das, was man mit Begeisterung lernt, auch so gut behält.”

Kein Wunder, dass hochbegabte Kinder in jeder Hinsicht verkümmern, wenn sie sich von Schule weder wahrgenommen noch angesprochen noch geschätzt noch gefördert und schon gar nicht berührt erleben.

 

Das LABYRINTH

Publikationen im Bereich der Hochbegabung sind mittlerweile nicht mehr selten:
Bücher, Fachaufsätze, mehr oder meist weniger sinnvolle Statistiken und Zeitungsartikel unterschiedlichster Art – von der Ankündigung neuer Angebote für hochbegabte Schüler an bestimmten Schulen über Einladungen zu Informationsabenden bis hin zu den von mir so heißgeliebten reißerischen Artikeln über die “intellektuellen Monsterkinder” oder solche, die Hochbegabung als Krankheit diffamieren.

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Heute möchte ich als Ergänzung zu all dem, was man auf dem Markt zum Thema Hochbegabung mittlerweile finden kann,  die   (Vereins-) Zeitschrift der Deutschen Gesellschaft für das hochbegabte Kind (DGhK) vorstellen. Sie heißt Labyrinth, und ich wünsche ihr mehr Aufmerksamkeit als nur die für eine Vereinszeitschrift, die sie natürlich auch ist. Diese Aufmerksamkeit hat sie verdient, meine ich.

Das Labyrinth erscheint vier Mal im Jahr, zuletzt – mit der Ausgabe 111 – vor wenigen Wochen.

Da die Zeitschrift eine möglichst große Leserschaft ansprechen möchte, ist für jeden etwas dabei:
-   Artikel aus Wissenschaft und Forschung
-   Berichte über Symposien und Kongresse
-   Aus der Schulpraxis
-   Erfahrungsberichte
-   Buchrezensionen
-   Regionale Infos aus den Regionalverbänden
-   Anspruchsvolle Kinderseiten
-   Zwei Seiten für die Jugendgruppe KUBUS

Das Labyrinth enthält zudem immer Ankündigungen von diversen Veranstaltungen für hochbegabte Kinder – von musischen Wochen bis hin zu Sommercamps – und auch von Angeboten für betroffene Eltern.

Ich denke, dass das Labyrinth allen, die im pädagogischen und/oder psychologischen Bereich arbeiten, und natürlich allen am Thema Hochbegabung Interessierten eine wertvolle und auch lebendige Lektüre sein kann. Das Labyrinth vermittelt mehr als pures Wissen: Ein Stück weit wird auch das Lebensgefühl von Hochbegabten deutlich.

Ein Probeexemplar (die neue Ausgabe 111) kann man völlig kostenfrei und unverbindlich bei mir bekommen (solange Vorrat reicht), bitte melden: speybridge@web.de.

Ein Abo ist auch ohne Mitgliedschaft bei der DGhK möglich: Hier gibt es Infos dazu.

Das Inhaltsverzeichnis der Ausgabe 111:

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Für ein neues Erziehungsverständnis

Ich beziehe schon lange den “Daily Dueck” – wobei “daily” nicht wörtlich zu verstehen ist. Gunther Dueck, genauer: Prof. Dr. Gunter Dueck, ein äußerst kluger, unkonventionell denkender Kopf, macht sich so seine Gedanken über dies und alles.

Ich hoffe, er hat nichts dagegen, dass ich aus seinem letzten “Daily Dueck” zitiere – und zwar kommentarlos, da ich komplett einverstanden bin mit seinen Thesen:

“Unser ganzes Verständnis von Erziehung, Persönlichkeitsentwicklung, Mitarbeiterentwicklung, Führung und Ausbildung muss die positive eigenverantwortliche Grundhaltung stärker ins Zentrum rücken. Die neuen Berufe des Wissenszeitalters brauchen nicht mehr vorrangig Arbeitsdrohnen, die im Fließbandtakt funktionieren. Sie brauchen den voll erblühten Menschen. Unsere Schulen aber produzieren tendenziell Funktionsmenschen, die vorgeschriebene und eher dienende Rollen ausfüllen. Das kommt besonders gut in den Kopfnoten der Zeugnisse zum Ausdruck. Die werden immer wieder einmal verändert, aber der Geist der Schule hat immer noch diese Rubriken im Sinn:

• Betragen
• Fleiß
• Mitarbeit
• Ordnung
• Zuverlässigkeit/Sorgfalt
• Sozialverhalten

Diese Wörter sind nicht mehr der richtige „Code“ für die neue Arbeitswelt. Sie sind nicht (mehr) die Zauberwörter für den Menschen, der die besten Chancen hat. Wie wären folgende Kopfnoten in der Schule?

• Kreativität, Originalität, Sinn für Humor
• Konstruktiver, freudiger Wille
• Initiative, die auf andere ausstrahlt
• Gemeinschaftssinn, der auch andere aktiviert
• Gewinnendes Erscheinungsbild und Offenheit
• Ausgewogenes Selbstbewusstsein
• Vorfreude auf eine gute eigene Zukunft
• Auch andere inspirierende Neugier
• Positive Haltung zur Vielfalt des Lebens
• Liebende Grundhaltung zu Menschen

Wenn es einen „Code“ gibt, dann könnte es solch einer sein. Und dann sollten wir unser Verständnis von „guten Kindern“ neu ausrichten und nicht immer über Chancenungleichheit jammern, nichts tun und paranoide Zugangsbeschränkungstheorien verschwörerisch diskutieren.
Lassen Sie uns Zeichen setzen! Ändern wir die Kopfnoten, die das neue Menschenverständnis ausdrücken! Ich meine wirklich ändern, nicht feige weglassen.”

 

Fraunhofer-Talent-School 2012

Vom 2. bis 4. November 2012 findet in Erfurt die vierte Fraunhofer-Talent-School statt mit dem Thema "Medien & Technologie".
Teilnehmen können Jugendliche von 14 bis 19 Jahren.

Aus der Ausschreibung:
Die Fraunhofer-Talent-School »Medien & Technologie« bietet Dir faszinierende Einblicke in aktuelle Themen der modernen Medienforschung und -entwicklung. Gemeinsam mit Gleichgesinnten Deines Alters hast du die Möglichkeit Dich in einem von vier Workshops intensiv mit einem medienwissenschaftlichen Thema auseinanderzusetzen. Entdecke selbst ein wissenschaftliches Problem und entwickle eigene Ideen zur Lösung! Ein spannendes Rahmenprogramm sorgt außerdem dafür, dass außerhalb der Workshop-Zeiten keine Langeweile aufkommt.

Alles Weitere ist hier zu finden.

 

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