Archiv für die Kategorie Hochbegabung

Stiftungen

Immer wieder werde ich nach der Möglichkeit der finanziellen Unterstützung durch z. B. Stiftungen gefragt.
Folgende Adresse bietet gute Suchmöglichkeiten:

www.stiftungsindex.de

 

Stimmungsmachender Null-Journalismus

Heute ist Sonntag, eigentlich ein Tag des Ausspannens und nicht dazu da, sich zu ärgern. Genau das tue ich aber im Moment: Ich ärgere mich.

Ich ärgere mich über die immer mehr um sich greifende Un-Art des Journalismus, aus irgend etwas genau das zu machen: Irgend etwas.
Eine Nicht-Nachricht. Eine Nicht-Nachricht zudem, die möglichst viel Aufmerksamkeit aufwirbelt, durch einen fetzigen Titel vielleicht. Eine Nachricht, die sich scheinbar seriös auf eine scheinbar seriöse Studie bezieht und daraus scheinbar seriöse Schlüsse zieht und dabei geschickt mit des Volkes Meinungen und Vorurteile spielt und sie zu bestätigen scheint, sie sogar anheizt.
Genau im letzten Satz wird dann die Katze doch noch aus dem Sack gelassen – und der ganze Artikel entlarvt sich als das, was er ist: ein Beispiel des unseriösen Journalismus.
Es muss einfach irgend etwas geschrieben werden.
Hohl. Leer. Stimmungsmachend.
Ich halte das für kontraproduktiv: Ein die Sache verratender und gefährlicher Journalismus!

Besonders schlimm finde ich, dass mittlerweile auch so seriöse Zeitungen wie die Süddeutsche Zeitung genau solche Artikel produziert und veröffentlicht.

Jüngstes Beispiel:
Grundschule für Fünfjährige – Überforderte Kleine
“Die Einschulung mit fünf wird vielfach propagiert. Doch eine britische Studie weckt Zweifel am Sinn des frühen Schulbesuch. Leistungen und Psyche können darunter leiden.”
Undsoweiterundsoweiterundsoweiterundsoweiterundsoweiter.
Es wird gewarnt, gedroht und Böses prophezeit.

“Oh, ja, wusste ich’s doch”, schreit des Volkes um das Wohl des Kindes doch so ungemein besorgte Seele auf: “Die armen Kleinen! Man nimmt ihnen die Kindheit, verbietet ihnen das Spielen, setzt sie Stress und Mobbing aus und zerstört sie physisch und psychisch für ihr ganzes Leben. OGottoGottoGott!”

Die Stimmung ist also gesetzt: Vorzeitige Einschulung ist böse, böse, und die Briten, die das schon lange praktizieren, bestätigen das auch noch. Und das in einer Studie!!!! Die armen kleinen gequälten Wesen!

Die letzten zwei Sätze des Artikels entlarven dann das Ganze:

“Der Grundschulexperte Hans Brügelmann von der Universität Siegen nennt die englische Studie einen ‘ungemein wichtigen Beitrag’ zur bildungspolitischen Debatte. ‘Die Empfehlung, das Einschulungsalter anzuheben, dürfe aber nicht missverstanden werden. Ob die Schule mit fünf, sechs oder sieben Jahren beginnen sollte, lasse lässt sich nicht pauschal sagen’, betont Brügelmann: ‘Es hängt davon ab, was in dieser Eingangsstufe gemacht und wie dort gearbeitet wird.’

Und jetzt kommt’s:
”Die aus England berichteten Probleme würden vor allem damit zusammenhängen, dass dort in der Ära von Premier Margaret Thatcher eine am Entwicklungsstand der Kinder orientierte Pädagogik aufgegeben worden sei.”

Also gibt es die geschilderten Probleme bei der vorzeitigen Einschulung generell als solche vermutlich gar nicht, sondern zeigen sich nur dann, wenn keine kindgerechte, sondern eine “Bims-Pädagogik” betrieben wird. Und die britische Studie, die die “Fakten” liefern soll, welch böse Folgen die vorzeitige Einschulung für Kinder haben soll, entlarvt sich als Studie über ein altes hausgemachtes länderspezifisch englisches Problem.

Wo also liegt jenseits von populistischer Stimmungsmache gegen die vorzeitige Einschulung, die aber doch für viele gut begabte und gar hochbegabte Kinder sehr wichtig und genau rechtzeitig sein kann, die Relevanz dieses Artikels?

Ach ja – übrigens:
Wenn “eine am Entwicklungsstand der Kinder orientierte Pädagogik aufgegeben” wird, liebe Journalisten, liebe Pädagogen, liebe um das Kindeswohl besorgte Seele des Volkes, dann ist ja wohl absolut JEDES Einschulalter zu früh!!!

 

Ist das Mittelmaß das Maß aller Dinge?

Eine wirklich gute Frage, diesmal gestellt in der Schweiz. In der Stadt Zug beschäftigte sich ein hochkarätig besetztes Podium mit dieser provokativen Fragestellung.

Die Aspekte, die dort in Zug auftauchten und besprochen wurden, sind allerdings nicht “typisch schweizerisch”, sondern können in fast identischer Weise hier  in Deutschland diskutiert werden:

“Welche Konzepte und Grundlagen müssen in der schweizerischen Bildungslandschaft geschaffen und welche Massnahmen getroffen werden, damit die Talente unserer Jugend und damit die Innovation unseres Landes im Sinne der Chancengleichheit konsequent gefördert und entwickelt werden können? Welche Grundhaltungen müssen wir unserer Jugend vorleben, damit Exzellenz und nicht Mittelmass Ziel unserer Gesellschaft wird? Und ist die ‘Gleichmacherei’ ein typisch schweizerisches Phänomen? Diese Fragen standen im Zentrum des Interesses.”

Bedauert wird eine Nivellierung zur Mitte:
“Was ist Talent? Die Diskussionsteilnehmenden definierten es als überdurchschnittliche Begabung, als Geschenk und als Bedürfnis, seine Fähigkeiten weiter zu entwickeln. Damit diese Talente aber nicht brachliegen, müssen sie erkannt, geweckt und gefördert werden. Leider vertritt in der Schweiz die Gesellschaft verbreitet die Haltung, dass alles Herausragende auf ein Mittelmass zurückgestutzt werden müsse. Margrit Stamm illustrierte dies plakativ anhand eines Rasenmäher-Bildes: alle Köpfe werden auf dieselbe Haarlänge zurechtgestutzt. Da braucht es viel Energie eines einzelnen, sich gegen diese Haltung zur Wehr zu setzen.
Mit dem Konzept der Integration hielt in den Schulstuben auch die Tendenz zum Mittelmass Einzug: Der Fokus wird eher auf die schulisch Schwächeren gelegt, während die Stärkeren weniger gefördert werden, hält Margrit Stamm fest, mit der Konsequenz, dass Gymnasiasten diese Haltung schon internalisiert hätten und mit einer Orientierung hin zur Durchschnittlichkeit an die Universitäten kämen.”

Kommt einem alles irgendwie bekannt vor…

 

Hochbegabung bei Kindern mit Migrationshintergrund

Ist es bei “deutschen” Kindern oft schon schwer, Hochbegabung zu erkennen und samt Kind in die richtigen Bahnen zu lenken, so steht man bei Kindern aus Migrantenfamilien vor noch viel höheren Hürden:

  • Sprachschwierigkeiten verschleiern oft das eigentliche Potenzial der Kinder
  • Eltern sind z. T. (sprachlich) kaum ansprechbar und oft auch nicht zu Mitarbeit und Unterstützung  bereit
  • Bei Mädchen wird Hochbegabung häufig von vorneherein von den Eltern ignoriert, ihre Förderung boykottiert
  • Bei Verhaltensauffälligkeiten von Kindern aus Migrantenfamilien erwartet man sehr viel seltener Unterforderung als Auslöser als bei “deutschen” Kindern
  • Kinder mit Migrationshintergrund – vor allem auch Mädchen – kommen erst gar nicht auf’s Gymnasium
  • Eltern, die Hochbegabung vermuten bei ihren Kindern, wissen sich oft keinen Rat, kennen keine Ansprechmöglichkeiten oder trauen sich nicht, einen Gesprächskreis zu besuchen
  • Lehrer/KinderGärtnerinnen glauben Eltern mit Migrationshintergrund oft noch weniger als “deutschen” Eltern, wenn sie von Hochbegabung und einer Unterforderung ihrer Kinder berichten
  • Mobbing hochbegabter Kinder aus Migrantenfamilien ist keine Seltenheit

Ein schwieriges Thema.

Immerhin hat die DGhK (Deutsche Gesellschaft für das hochbegabte Kind) auf ihrer Rhein-Ruhr-Seite Info-Flyer zu grundsätzlichen Fragen der Hochbegabung auf Türkisch und auf Russisch zum Downloaden: www.dghk.de/rhein-ruhr – Menüpunkt “Download”.

Auch hier gibt es etwas zum Thema zu lesen und auch hier.

Interessant fand ich die Initiative, von der ich aus der Pforzheimer Zeitung erfahren habe: Der Wirtschaftsrat Pforzheim plant ein bundesweites Pilotprojekt für hochbegabte Schüler aus Migrantenfamilien in Pforzheim:

“Verschiedene Studien haben laut Wirtschaftsrat gezeigt: Sehr begabte Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund werden an den deutschen Schulen meist nicht ausreichend gefördert. Vor allem durch Sprachdefizite und fehlende Unterstützung aus dem Elternhaus fehle ihnen oft eine adäquate Förderung. Der Weg an das Gymnasium sei ihnen damit meist verbaut. …Während nur sieben Prozent der Schüler an den Pforzheimer Gymnasien aus Migrantenfamilien stammen, betrage ihr Anteil an den Hauptschulen 44 Prozent. Viel zu wenige Schüler mit Migrationshintergrund schaffen den Übergang an das Gymnasium. … Ziel sei es daher, alle Grundschüler nach ihrer Einschulung auf ihre Begabung zu testen. Im Anschluss sollen dann für jene, die dem Bereich der ‘Hochbegabung’ zuzurechnen sind, individuelle Fördermaßnahmen entwickelt werden.”

Ich hoffe nur, dass die Beteiligten klug genug sind, nicht einfach IQ 130 als “Trennlinie” zwischen denen, die gefördert bzw. nicht gefördert werden sollen, zu ziehen…

 

Jahrmarkt der Eitelkeiten

Gestern war ich auf einem Fachkongress, der insgesamt drei Tage dauert. Ich bin dorthin gefahren, um den Infostand der DGhK dort aufzubauen und den ersten Tag über zu betreuen.

Dieser Kongress ist mittlerweile so etwas wie ein “Must” in der Szene – und so tummelt sich dort alles, was Rang oder vielleicht doch keinen Namen hat.

Nichts gegen Fachkongresse – zu welchem Thema auch immer. Was mich aber völlig abtörnt, ist das Getue auf einem solchen Kongress. Diese aufgeregte Wichtigkeit, dieses geschäftige Eilen. Dieses geräuschvolle Geraschel mit Papers aller Art. Dieses Bussi-Bussi-Getue – wenn ich mich auch selbst aufrichtig gefreut habe, einige Menschen dort wieder zu treffen, die ich Jahre nicht gesehen habe.
Ganz eklig finde ich dieses Szene-Gehabe, bei dem es fast wichtiger ist, ganz laut bei der Begrüßung kundzutun, dass man den jungen, netten In-Professor duzen darf, als tatsächlich seinen Worten zu lauschen.
Dazugehören, gesehen werden, wichtig sein.

Oft gibt es auch gar nichts Neues zu hören. Alles ist versammelt, was glaubt, etwas zum Thema zu sagen zu haben, z. T. seit Jahrzehnten.
“Ach, zu XY gehe ich heute nicht, den habe ich doch letztes Jahr erst gehört.” Solche Sätze vernimmt man nicht selten.
“Professor YZ ist doch nur hier, damit er wieder vor Publikum über seine eigenen Anekdoten lachen kann.”
Auch dies zu hören.
Leider ist es vermutlich so, dass man bei der Versammlung von so vielen “bewährten” Kapazitäten die wirklichen Perlen übersieht, die vielleicht tatsächlich Innovatives zu sagen haben und nicht nur ihre Ideen und Bücher von vor Jahren zitieren, die um eine ewig alte These kreisen.

Eigentlich hätte ich Gelegenheit gehabt, auch einige der Fachvorträge zu besuchen. Ich habe darauf verzichtet. Mir war irgendwann nicht mehr danach. Ich habe beobachtet, mich gefreut, mit alten Bekannten ein paar Worte zu wechseln, meine Arbeit getan.

Ich habe mir gestern mitten auf einem Fachkongress einen Tag “bildungsfrei” gegönnt.
Ganz schön arrogant, nicht wahr?

 

Früh gewöhne sich …

… am besten ein hochbegabtes Kind an Zurückweisungen.

Es sind oft die vordergründig unscheinbaren Sätze, die extrem brutal und schmerzhaft sind und einem Kind signalisieren, dass es “falsch” ist.
Sätze, die einem in ihrer schlichten Verständlichkeit den Atem rauben können, weil sie in einem Nichts nicht nur einen Kinderwunsch wegwischen – und damit das Kind, sondern zudem eine Haltung der Erziehenden ausdrücken, die verständlich macht, warum hochbegabte Kinder oft die Freude am Fragen und Lernen verlieren und manchmal so einsam sind.
Denn solche Sätze fallen millionenfach.
Jeden Tag.
Immer wieder.
Überall.

Im Vlothoer Anzeiger findet sich im Artikel Auffällig intelligent – hochbegabte Kinder ein solcher Satz, hier zitiert aus dem Mund einer Kinder-Gärtnerin:

“Wir haben leider nicht die Zeit, uns mit Ihrem Sohn Eiskristalle anzusehen.”

Nina braucht neue Pampers, Sven und Kevin streiten, Ahmed versteht gerade nur Bahnhof, Marie will ein Spiel erklärt, Carlo seine Gummistiefel, Klara etwas ausgeschnitten haben.

Alles kein Problem.

Aber:
“Wir haben leider nicht die Zeit, uns mit Ihrem Sohn Eiskristalle anzusehen.”

Noch Fragen?

 

“Wir machen Schule schlau”

"Wir machen Schule schlau"
Begabung versus Schule – Schule versus Begabung
Begabungsfördernde Schule aus Schülersicht

Aufmerksam machen möchte ich auf einen Kongress, der ab dem 4.9. in Hamburg veranstaltet wird:

“Unter dem Motto "Wir machen Schule schlau" organisieren überdurchschnittlich begabte Schüler deshalb vom 4.- 6. September einen bundesweiten Kongress zum Thema "Begabung versus Schule? Schule versus Begabung?" auf dem Campus der Helmut-Schmidt-Universität. Mit Unterstützung des Hamburger Vereins Netzwerk Begabtenförderung diskutieren die Teilnehmer, darunter zahlreiche Fachleute, drei Tage unter anderem über die Chancen von Begabtenförderung, über begabungsfördernde Unterrichts- und Lernkonzepte und über Wege aus der Unterforderung. Abschließend soll ein bildungspolitischer Forderungskatalog präsentiert und auf einer öffentlichen Podiumsdiskussion unter anderen mit Staatsrat Ulrich Vieluf debattiert werden. Die Teilnahme ist kostenlos.”

Das Hamburger Abendblatt weist auch auf die Internetseite des Kongresses hin: Netzwerk Begabtenförderung Hamburg.

 

Fragwürdige Karriere…

Im neuen Kreis-Volkshochschul-Programm von Darmstadt-Dieburg ist folgende Ankündigung zu finden:

Neben den gefragten Klassikern zu den Themen Hochbegabung, Legasthenie, Dyskalkulie und Vorbereitungskursen für werdende Eltern und Großeltern gehen verschiedene Veranstaltungen auf die kindliche Sprachentwicklung ein.”

Gefragter Klassiker!!!

Steht da wirklich!!!

Gefragter Klassiker!!!

Und ich weiß nicht: Soll ich lachen? Soll ich weinen?

 

Kurz und knapp

Hier ein paar Hinweise zum Weiterstöbern bei Interesse:

Einen ganz guten Artikel zum Mobbing hochbegabter Kinder haben die Westfälischen Nachrichten herausgebracht:
Mobbing in der Schule – Die blöden Pausen

Auch lesenswert – trotz des etwas dümmlichen Titels – der Beitrag auf Welt-Online:
Eine schrecklich schlaue Familie

Auf SWR2 gibt es einen Hörbeitrag:
Was geschieht, wenn man sein Potential nicht ausschöpfen kann – von Franziska Hochwald:
”Was geschieht, wenn kluge Kinder in der Schule unterfordert sind, im Elternhaus nicht gefördert werden, wenn ihnen langweilig ist, sie ein geringes Selbstbewusstsein haben, ängstlich sind und Bewertungen scheuen, dann kann es sein, dass aus ihnen, wie man so sagt, nichts wird und sie zu einer Gruppe von Menschen gehören, die Begabungsforscher Minderleister oder "Underachiever" nennen, Menschen, die in punkto schulischer und beruflicher Leistung weit unter ihrem Potential bleiben. Zwei Beispielgeschichten”
Podcast
Manuskript

Und zum guten Schluss:
Auch hier geht’s um wirklich erstaunliche Intelligenz und Schule…
:-)

 

Lobenswerte Einsicht – aber…

Nur ein kurzer Artikel, aber es ist Erstaunliches, was die Süddeutsche weitergibt:

Schavan will frühere Einschulung: Bundesbildungsministerin Annette Schavan hat beklagt, dass Kinder in Deutschland erst mit sechs Jahren eingeschult werden. Die Altersgrenze von sechs Jahren führe dazu, dass viele Kinder in Deutschland für ihre Verhältnisse zu spät in die Schule kommen, sagte Schavan dem Hamburger Abendblatt. Am Ende der ersten Klasse hätten sie dann keine Lust mehr, weil sie unterfordert seien. Daher dürfe es “keinen starren Stichtag” für die Einschulung geben.”

Das lässt doch hoffen.
Aber: Selbst wenn das geschieht: Das wird nichts nützen, wenn nicht gleichzeitig das Heer der Erzieher/innen aufgeklärt wird und bereit ist, auf jedes Kind wirklich und wahrhaft und richtig einzeln zu gucken, um den jeweils individuell richtigen Einschulungstermin zu bestimmen und nicht pauschal und unreflektiert zu sagen “Immer erst mit 6”.

Unendlich viele Eltern, die ihre Kinder auch nur einen Piep vor irgendeinem (selbst: nicht vorhandenen) Stichtag einschulen wollen, werden schrecklich verunsichert und mit Schuldgefühlen behängt mit solch inkompetenten, aber wirksamen Sprüchen wie: “Nehmen Sie Ihrem Kind doch nicht die Kindheit”, “Das Kind ist sozial noch nicht so weit”, “Gönnen Sie dem Kind doch noch das Jahr”, “Seien Sie eine gute Mutter und lassen Sie das Kind doch noch schpiehlen…” und so weiter und so weiter.

Ich bin wirklich ständigständigständig damit konfrontiert in meinen Beratungsgesprächen. Ich kann es nicht mehr hören. Ich hasse es. Was mit diesen undifferenzierten, reflexartigen, schlicht  dummen, aber emotional erpresserischen Sätzen z.T. für ein Leid produziert wird – für die Kinder und auch für die Eltern, das kann sich kaum jemand vorstellen. Und das, weil nicht nachgedacht und individuell auf jedes Kind geguckt, sondern einfach nur eine Schublade gezückt wird.

Ein Kind, das mit fünf Jahren lesen und alles Mögliche andere kann, wird sozial (und psychisch) nur noch desolater werden, wenn es als Vorschulkind ein ganzes Jahr NUR mit dann jüngeren Kindern im Kindergarten zusammen sein muss und zum 1500sten Mal den “Dicken Tanzbären” im Stuhlkreis tanzen und dann auch noch begeistert mitmachen soll, weil es ansonsten ja seine soziale Unreife zeigt.

Man mag mich prügeln, aber ich bleibe dabei: Für mich sind sehr viele “Erzieherinnen” immer noch schlicht “Kinder-Gärtnerinnen”.