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Hochbegabung bei Kindern mit Migrationshintergrund

Ist es bei “deutschen” Kindern oft schon schwer, Hochbegabung zu erkennen und samt Kind in die richtigen Bahnen zu lenken, so steht man bei Kindern aus Migrantenfamilien vor noch viel höheren Hürden:

  • Sprachschwierigkeiten verschleiern oft das eigentliche Potenzial der Kinder
  • Eltern sind z. T. (sprachlich) kaum ansprechbar und oft auch nicht zu Mitarbeit und Unterstützung  bereit
  • Bei Mädchen wird Hochbegabung häufig von vorneherein von den Eltern ignoriert, ihre Förderung boykottiert
  • Bei Verhaltensauffälligkeiten von Kindern aus Migrantenfamilien erwartet man sehr viel seltener Unterforderung als Auslöser als bei “deutschen” Kindern
  • Kinder mit Migrationshintergrund – vor allem auch Mädchen – kommen erst gar nicht auf’s Gymnasium
  • Eltern, die Hochbegabung vermuten bei ihren Kindern, wissen sich oft keinen Rat, kennen keine Ansprechmöglichkeiten oder trauen sich nicht, einen Gesprächskreis zu besuchen
  • Lehrer/KinderGärtnerinnen glauben Eltern mit Migrationshintergrund oft noch weniger als “deutschen” Eltern, wenn sie von Hochbegabung und einer Unterforderung ihrer Kinder berichten
  • Mobbing hochbegabter Kinder aus Migrantenfamilien ist keine Seltenheit

Ein schwieriges Thema.

Immerhin hat die DGhK (Deutsche Gesellschaft für das hochbegabte Kind) auf ihrer Rhein-Ruhr-Seite Info-Flyer zu grundsätzlichen Fragen der Hochbegabung auf Türkisch und auf Russisch zum Downloaden: www.dghk.de/rhein-ruhr – Menüpunkt “Download”.

Auch hier gibt es etwas zum Thema zu lesen und auch hier.

Interessant fand ich die Initiative, von der ich aus der Pforzheimer Zeitung erfahren habe: Der Wirtschaftsrat Pforzheim plant ein bundesweites Pilotprojekt für hochbegabte Schüler aus Migrantenfamilien in Pforzheim:

“Verschiedene Studien haben laut Wirtschaftsrat gezeigt: Sehr begabte Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund werden an den deutschen Schulen meist nicht ausreichend gefördert. Vor allem durch Sprachdefizite und fehlende Unterstützung aus dem Elternhaus fehle ihnen oft eine adäquate Förderung. Der Weg an das Gymnasium sei ihnen damit meist verbaut. …Während nur sieben Prozent der Schüler an den Pforzheimer Gymnasien aus Migrantenfamilien stammen, betrage ihr Anteil an den Hauptschulen 44 Prozent. Viel zu wenige Schüler mit Migrationshintergrund schaffen den Übergang an das Gymnasium. … Ziel sei es daher, alle Grundschüler nach ihrer Einschulung auf ihre Begabung zu testen. Im Anschluss sollen dann für jene, die dem Bereich der ‘Hochbegabung’ zuzurechnen sind, individuelle Fördermaßnahmen entwickelt werden.”

Ich hoffe nur, dass die Beteiligten klug genug sind, nicht einfach IQ 130 als “Trennlinie” zwischen denen, die gefördert bzw. nicht gefördert werden sollen, zu ziehen…

 

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