Jahrmarkt der Eitelkeiten
Gestern war ich auf einem Fachkongress, der insgesamt drei Tage dauert. Ich bin dorthin gefahren, um den Infostand der DGhK dort aufzubauen und den ersten Tag über zu betreuen.
Dieser Kongress ist mittlerweile so etwas wie ein “Must” in der Szene – und so tummelt sich dort alles, was Rang oder vielleicht doch keinen Namen hat.
Nichts gegen Fachkongresse – zu welchem Thema auch immer. Was mich aber völlig abtörnt, ist das Getue auf einem solchen Kongress. Diese aufgeregte Wichtigkeit, dieses geschäftige Eilen. Dieses geräuschvolle Geraschel mit Papers aller Art. Dieses Bussi-Bussi-Getue – wenn ich mich auch selbst aufrichtig gefreut habe, einige Menschen dort wieder zu treffen, die ich Jahre nicht gesehen habe.
Ganz eklig finde ich dieses Szene-Gehabe, bei dem es fast wichtiger ist, ganz laut bei der Begrüßung kundzutun, dass man den jungen, netten In-Professor duzen darf, als tatsächlich seinen Worten zu lauschen.
Dazugehören, gesehen werden, wichtig sein.
Oft gibt es auch gar nichts Neues zu hören. Alles ist versammelt, was glaubt, etwas zum Thema zu sagen zu haben, z. T. seit Jahrzehnten.
“Ach, zu XY gehe ich heute nicht, den habe ich doch letztes Jahr erst gehört.” Solche Sätze vernimmt man nicht selten.
“Professor YZ ist doch nur hier, damit er wieder vor Publikum über seine eigenen Anekdoten lachen kann.”
Auch dies zu hören.
Leider ist es vermutlich so, dass man bei der Versammlung von so vielen “bewährten” Kapazitäten die wirklichen Perlen übersieht, die vielleicht tatsächlich Innovatives zu sagen haben und nicht nur ihre Ideen und Bücher von vor Jahren zitieren, die um eine ewig alte These kreisen.
Eigentlich hätte ich Gelegenheit gehabt, auch einige der Fachvorträge zu besuchen. Ich habe darauf verzichtet. Mir war irgendwann nicht mehr danach. Ich habe beobachtet, mich gefreut, mit alten Bekannten ein paar Worte zu wechseln, meine Arbeit getan.
Ich habe mir gestern mitten auf einem Fachkongress einen Tag “bildungsfrei” gegönnt.
Ganz schön arrogant, nicht wahr?