Studium neben der Schule
Über eine gute Idee wird berichtet auf der Plattform Die Rheinpfalz:
Studieneinstieg für begabte Schüler – Hochschulen in der Region öffnen Jugendlichen ihre Hörsäle
”Viele Schülerinnen und Schüler sitzen im Unterricht und langweilen sich. Nicht, weil sie faul sind oder keine Lust haben. Sie sind schlicht unterfordert. Um ihnen die Motivation zurückzugeben und sie auf ein späteres Studium vorzubereiten, machen viele Universitäten Hochbegabten spezielle Angebote in Form eines Früh- oder Juniorstudiums.”
Wunderbare Idee, die sich auch schon vielfältig bewährt hat. Es gibt aber einen Pferdefuß bei der Angelegenheit:
”Die wichtigste Voraussetzung zur Aufnahme eines Frühstudiums ist: Die Schule muss nach wie vor Priorität haben, die Leistungen dürfen nicht unter dem Besuch der Universität leiden. Deswegen müssen die Teilnehmer am Programm "FiPS" der Technischen Universität (TU) Kaiserslautern vor der Einschreibung eine schriftliche Befürwortung ihres Fachlehrers und das „Okay" ihres Tutors oder Klassenlehrers vorlegen. Erst dann können sie beginnen, sich mit Experimentalphysik oder Mathematik für Physiker auf universitärem Niveau zu befassen.”
“Ja klar, muss so sein”, wird sich mancher (Lehrer) denken – aber das greift leider zu kurz. Gerade Underachiever, die durch chronische Unterforderung über Jahre nur noch schlechte Leistungen abliefern, könnten von diesem Projekt profitieren. Genau die wird aber der “normale” Lehrer nicht dahin schicken, sondern jedem von ihnen sagen: “Schreib’ Du erst mal gute Noten hier, dann sehen wir weiter!” Gut gemeint, aber damit wird die Spiralbewegung nach unten teufelskreismäßig nur beschleunigt. Der Underachiever bräuchte erst einmal genau den Anreiz, sich mit hochkarätigen Inhalten auseinandersetzen zu können, um dann auch wieder in der unterforderdernden Schulsituation funktionieren zu können. Das gilt auch für Empfehlungen, eine Klasse zu überspringen trotz schlechter Noten, eine Sommerakademie besuchen zu dürfen etc.
Ich wünschte mir, dass mehr Lehrer lernten, “paradox” zu denken, wie ich das nenne: Sehr gut oder gar hochbegabte Schüler, die schlechte Leistungen erbringen, brauchen meist kein Üben, keine Nachhilfe, sondern Herausforderung, damit Lernmotivation neu erwachen kann.
Bitte, liebe Lehrer: Mehr Mut zum paradoxen Handeln bei solchen Kids!
Manon Garcia schrieb am 16. August 2010 um 18:08:
Liebe Speybridge,
ich gratuliere dir zu diesem Blog und zu deinem Engagement zum Thema Hochbegabung. Ich werde wieder regelmäßig vorbeischauen, weil ich es schaffte, meinen Kopf aus dem tiefen schwarzen Loch herauszuhalten. :-)
Lieben Gruß und weiter so!
Manon
speybridge schrieb am 16. August 2010 um 23:03:
Das ist ja spannend. Über Twitter bin ich vor wenigen Tagen wieder einmal auf Deine Website gekommen. Früher habe ich auch Deinen Blog regelmäßig gelesen…
Falls ich etwas für Dich tun kann, melde Dich.
Alles Gute Dir :-)
Manon Garcia schrieb am 17. August 2010 um 10:41:
Du kannst mir einen Verlag liefern, der sich nichts sehnlicher wünscht, als mein Sachbuch über die Hochbegabung zu veröffentlichen.
:-D
Manon Garcia schrieb am 19. August 2010 um 09:20:
Du sprichst ein großes Problem an. Ich war früher leider auch immer zu schlecht für die Förderungen und war sehr traurig, dass man dann nicht berücksichtigt wird. Auch heute hat sich das nicht gravierend geändert. Jedes Stipendium, jede Förderung muss vorher mit guten Noten “verdient” werden. Liegen die nicht vor, keine Forderung. Aber das ist ein Rattenschwanz – leider.
Es wäre schön, wenn sich dieses pauschale Denken mal in ein differenziertes Denken umwandelt.
speybridge schrieb am 22. August 2010 um 11:14:
Und wenn Du Dein Buch erstmal über books-on-demand (www.bod.de) herausgibst? Werbung kann man ja über die Foren machen etc.
:-)
speybridge
Manon Garcia schrieb am 22. August 2010 um 23:22:
ich überlege ernsthaft das Buch über BoD herauszugeben. Es sollte nicht in der Schublade versauern, nur weil die Verlage die Notwendigkeit nicht sehen. Ich warte aber noch ein paar Antworten von Verlagen ab, sollte es dann nur Absagen hageln, wird agiert. :)
Selbst ist die frau oder wie war das? :D
falalala schrieb am 5. September 2010 um 01:11:
—“Bitte, liebe Lehrer: Mehr Mut zum paradoxen Handeln bei solchen Kids!”—
pah! das wird niemals passieren. das problem ist nicht ein mangel an mut, sondern die tatsache, dass die meisten lehrer für underachiever nichts als verachtung übrig haben. das würden sie natürlich niemals sagen, denn das tut ein intelligenter, gebildeter und sozialer mensch nicht. und lehrer sehen sich doch schließlich in dieser personengruppe.
—“Ich wünschte mir, dass mehr Lehrer lernten, “paradox” zu denken…”—
—““Schreib’ Du erst mal gute Noten hier, dann sehen wir weiter!” Gut gemeint, aber…”—
wenn sie so argumentieren werden sie nirgends hinkommen! absolut nichts erreichen!
denn dadurch, dass sie “den lehrern” unwissenheit, oder untrainiertheit, oder guten willen unterstellen, können die sich in dieser rolle einrichten. und dann redet ihr noch in 50 jahren über die gleiche scheiße und derweil läuft der betrieb weiter und spuckt unmengen underachiever nach unten, in die gosse aus!
es gibt natürlich lehrer die nicht wissen was da um sie herum abgeht und bei was sie da mitmischen, aber die meisten haben doch mehrmals in ihrem berufsleben eine ahnung, die sie aber immer wieder sofort wegdrängen(ist ja auch zu unangenehm) und dann gibt es da natürlich noch die (oft sehr mächtige minderheit) der lehrer, denen es spaß macht auf den underachievern rumzuhacken.
so lange sie das verhalten der lehrerschaft entschuldigen und das tun sie, indem sie deuten, dass diese unwissend sind, gibt es keine chance auf veränderung!
täter müssen als solche benannt werden!
schuld und verantwortung dem ort zuzuweisen wo sie hingehören, steht vor jedem prozess, wo auch immer dieser hinführen soll. passiert das nicht wird die schuld nur hin- und hergeschoben und nichts bewegt sich. ein blödes theater, das außer den tätern niemand spielen und schon garniemand sehen will!
die zwickmühle, in der sich leute wie sie befinden ist letztendlich die: sie wollen veränderung, aber sie wollen sich auch nicht jegliche sympathie verscherzen. deshalb versuchen sie die bittere pille, mit honig umschlossen, den unwilligen in den mund zu stopfen. diese werden aber nur den honig runterschlucken und die pille wieder ausspucken.
wollen sie, dass die pille im magen landet, müssen sie gewalt anwenden. aber dazu sind sie nicht bereit, ihnen geht es viel zu gut dafür.
heute bin ich in umschreibungslaune. ^___^