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Thema Hochbegabung: Aufklärung auf der Konsumentenmesse

Geschafft: In mehr als einer Hinsicht.

Auch in diesem Jahr fand wie immer im November in Essen die große Verbrauchermesse „Mode-Heim-Handwerk“ in der Gruga statt.

Schon in den letzten Jahren waren wir mit unserem Stand der Deutschen Gesellschaft für das hochbegabte Kind (DGhK) dort auf sehr große Resonanz gestoßen, obwohl wir zu Beginn nur an den Wochenenden und an einem Gemeinschaftsstand vor Ort sein konnten. Im letzten Jahr haben wir dann den Schritt zu einem großen Einzelstand hin gewagt – und es hat sich gelohnt.

Im Rahmen der Präsentation der Essener Selbsthilfegruppen innerhalb der WIESE waren wir auch diesmal mit einem eigenen großen Stand auf der Messe 9 Tage lang präsent – Tag für Tag.

Das Tolle daran: Die WIESE kann in Zusammenarbeit mit der Messe Essen diese Stände völlig kostenlos zur Verfügung stellen – und sorgt zudem noch für Kaffee und Kekse und Obst. Einfach unglaublich – und von hier aus einen ganz herzlichen Dank an alle “guten Geister” der WIESE!

Neun Tage Messe: an acht von ihnen habe ich – zusammen mit anderen ehrenamtlichen DGhK-Mitgliedern Standdienst gemacht, jeweils von 10.00 bis 18.00 Uhr.
Soviel Standdienst, das bedeutet: ständige Geräuschkulisse, künstliches Licht, vor allem auch schmerzende Füße spätestens am Ende des zweiten Tages, ein fusseliger Mund vom Reden und irgendwann Abhärtung gegen jede Art von Reizen.

Aber: Unser Einsatz hat sich wieder gelohnt – obwohl man das kaum glauben mag bei einer Messe, die explizit unter dem Zeichen von Konsum Konsum Konsum steht.
Wir haben im letzten Jahr über 400 Gespräche mit Betroffenen und Nicht-Betroffenen geführt – und zusätzlich haben noch mehr als 250 Leute Infomaterial mitgenommen.
Diesmal konnten wir dieses Ergebnis noch toppen: 450 Gespräche haben wir geführt und wieder über 200 Leute registriert, die nur Material mitgenommen haben – wobei die Zahlen sicher noch höher sind, weil wir gar nicht alles notieren konnten.

Auf dieser Messe erreichen wir einfach Menschen, die ansonsten nicht zu uns gefunden hätten, z. T. weil sie einfach nicht wissen, dass es uns gibt, z. T. aber auch immer noch aus Scheu dem Thema gegenüber. Wir sind einfach da mit unserem Stand, und die Hemmschwelle, uns anzusprechen, ist niedrig auf einer Messe, bei der die Standinhaber ja alle angesprochen werden wollen.
In diesem Jahr war vor allem die große Anzahl von Großmüttern bemerkenswert, die sich wegen ihrer Enkel informierten.

Die Schicksale der betroffenen Personen und Familien sind immer noch häufig sehr schwierig, zumal, wenn Hochbegabung nur eins der Phänomene bei Kindern ist, die ansonsten auch noch mit LRS, ADHS, Allergien, Asperger, Familienproblemen und vielem mehr belastet – und die Schulen nicht hilfreich sind, um es sehr vorsichtig auszudrücken.
Es ist schon ein wirklich gutes Gefühl, in so kurzer Zeit so viele Menschen erreichen und beraten zu können, was für etliche von ihnen mit Sicherheit – ohne pathetisch werden zu wollen – lebensverändernd sein kann.

Aber auch die Gespräche mit Nicht-Betroffenen halte ich für sehr wichtig, einfach schon deswegen, weil diese Leute “Stimmungsmultiplikatoren” sind – und wenn sie nach einem Gespräch mit uns zumindest glauben, dass Hochbegabte auch nur nette Menschen sind, die Probleme haben, halt andere Probleme als sie selbst, dann ist schon viel gewonnen.

Diesmal war aber leider auch die Zahl der Menschen erhöht, die “uns”, d.h. dem Thema Hochbegabung gegenüber, nicht zumindest gnädig gestimmt waren. Es gab zum Teil ziemlich bösartige Kommentare, die mich an Bemerkungen von von 20 Jahren erinnerten.
Ich habe den Eindruck, dass in Krisenzeiten viele Leute besonders anfällig dafür sind, scheinbar “privilegierte” Menschen irgendwie zu demütigen, ohne daran interessiert zu sein, wie es denen wirklich geht. Neid? Angst? Manche der Sprüche jedenfalls, die wir uns hier und da anhören mussten, sind nicht wirklich zitierbar.
Das sind aber kleine “Schönheitsfehler”, die das positive Gesamtergebnisse dieser Woche nicht wirklich trüben können.

Das Fazit der Messe-Woche ist dasselbe wie im letzten Jahr:
Anstrengend – lohnend – nächstes Jahr wieder!

 

44 Kommentare zu “Thema Hochbegabung: Aufklärung auf der Konsumentenmesse”

  1. flöf schrieb am 17. November 2009 um 14:49: 

    >Manche der Sprüche jedenfalls, die wir uns
    >hier und da anhören mussten, sind nicht
    >wirklich zitierbar.
    >

    würde gerne einige dieser sprüche lesen. ^^

  2. speybridge schrieb am 17. November 2009 um 15:10: 

    Na, wird sich denn da tatsächlich jemand an der Fäkalsprache ergötzen wollen?
    Nein, ich will dem gar kein konkretes Podium bieten.

  3. Heiko schrieb am 25. November 2009 um 12:16: 

    Ich persönlich glaube nicht, dass es sowas wie hochbegabt wirklich gibt. Schließlich fehlt es den Menschen an anderen Eigenschaften. Die können dann kein Ei kochen oder wissen nicht, wie man eine Gardiene aufhängt. In sofern ist hochbegabt sowieso das falsche Wort… es müsste wenn dann: besonders ausgeprägte Fähigkeiten heißen… oder nicht?
    aber die Messe war bestimmt trotzdem ganz cool…