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20 Jahre Ostercamp der DGhK

In diesem Jahr feiert eine Veranstaltung ihr 20-jähriges Bestehen, die man wirklich als Institution der Deutschen Gesellschaft für das hochbegabte Kind bezeichnen kann: das alljährliche Ostercamp der DGhK im Jugenddorf St. Anton, Riedenberg.

Gedacht für hochbegabte Kinder bis 12 Jahren nebst Eltern(teilen) und jüngeren Geschwistern, kommen immer deutlich über 100 Personen für fünf Tage in der Rhön zusammen. Die räumlichen Gegebenheiten im Jugenddorf sind eher als sehr schlicht zu bezeichnen: Familien wohnen meist zusammen in einem karg eingerichteten Zimmer – aber das stört niemanden.

Dieses Ostercamp ist für viele hochbegabte Kinder ein Segen! Und für ihre Eltern ebenso.
Fünf Tage lang kann man sich frei bewegen, über alles, wirklich alles, reden, Witze machen oder Spiele erfinden und spielen, die sonst keiner versteht, Fragen stellen ohne Ende – ohne Stress, ohne Erklärungsbedarf, ohne hämische Kommentare.

Ich habe selbst mit Mann und damals 12-jährigem Sohn vor vielen Jahren einmal am Ostercamp teilgenommen.
Es war unglaublich, was ich dort beobachten konnte: 
Ein Junge, der mit seinen 10 Jahren immer noch regelmäßig einnässte, war nach 2 Tagen trocken. Ein Mädchen, das normalerweise kaum mehr sprach, nachdem es in der Schule extrem gemobbt worden war, konnte kaum mehr gestoppt werden in seiner Wortflut. Ein Mädchen, das, völlig verunsichert, kaum den Rockzipfel seiner Mutter verließ, ward nur noch zu den Mahlzeiten gesehen. Ein Junge, der das Lernen völlig aufgegeben hatte, saß noch nachts auf der Toilette und experimentierte mit einer Matheknobelei herum.

Dutzendweise könnte ich alleine auf dieses eine selbst erlebte Ostercamp bezogen Beispiele nennen, wie die Kinder plötzlich aufblühten und sich binnen Stunden eine so positive Gruppendynamik entwickelte, wie ich sie selten erlebt habe. Die Kinder kannten sich vorher nicht – und es dauert trotzdem nur einen Moment, bis sie gemeinsam abzogen und fünf Tage lang glücklich waren, in Kursangeboten und ohne.

Es waren über 60 Kinder dort. Man wird es mir vielleicht nicht glauben: es gab keinen Streit, keinerlei Prügelei. Meinungsverschiedenheiten wurden selbstständig auf verbalem Weg geklärt, dass es eine Freude war.

Eltern kamen zu geleiteteten Gesprächskreisen zusammen oder lernten mit den Kindern zusammen Esperanto oder irgendetwas anderes oder gingen miteinander spazieren. Es spielte keine Rolle. Von den Erfolgen der Hochleister konnte genauso gesprochen werden wie von den Problemen der Underachiever. Alles durfte sein und bekam seinen Platz. 
Die Eltern sahen ihre Kinder z. T. wie zum ersten Mal, und manch negativer Mechanismus in der Eltern-Kind-Beziehung konnte reflektiert und verändert werden.

Ich habe dieses Ostercamp wie ein kleines Wunder erlebt.

Ein ganz herzliches Danke an alle, die die Tradition des Ostercamps aufgebaut haben und an die, die sie nun aufrechterhalten und das Ganze unermüdlich und immer wieder neu jedes Jahr organisieren.

Zum 20-Jährigen gibt es einen Artikel in der Mainpost

 

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