Aus dem Leben 5
Wieder eine Begegnung am Messestand der DGhK:
Eine junge Frau bleibt vor unserem Stand stehen und schaut versonnen zu uns herüber. Ich spreche sie an und frage sie, ob sie das Thema interessiere und sie etwas damit zu tun habe.
“Ja, das kann gut sein. Ich habe mich in der Schule immer schrecklich gelangweilt. Dann war es endlich so, dass die Schule meinte, ich solle eine Klasse überspringen. Das fand ich toll, und das hätte ich auch sofort gemacht. Und dann gab es ein Problem: Mein älterer Bruder war zwei Klassen über mir und sollte sitzenbleiben. Wenn ich gleichzeitig gesprungen wäre, dann hätte ich mit ihm in derselben Klasse gesessen. Mein Bruder hat dann einen unglaublichen Terror zu Hause gemacht, weil er das demütigend fand und er das nicht wollte, ich überspringen, er wiederholen und dann mit mir in derselben Klasse. Meine Eltern haben mir deshalb das Springen verboten.”
Fortsetzung folgt.
mo jour schrieb am 13. November 2010 um 08:41:
ich sollte auch einmal eine klasse überspringen, das war wohl in der grundschule. die eltern waren aber dagegen, jedenfalls kam es nicht dazu.
kann auch sein, dass ‘man’ sich nicht sicher war über meine ‘leistungsfähigkeit’. in allem schriftlichen war ich zwar besonders gut, aber im mündlichen beteiligte ich mich kaum.
das lag daran, dass ich bei jeder frage um tausend ecken dachte, je nach betrachtungsaspekt mindestens ein dutzend richtiger antworten wusste und mich elendig lange damit aufhielt, zu überlegen, welche von meinen antworten wohl _die_ antwort war, die die lehrerin hören wollte.
wenn dann eine andere schülerin dran kam, habe ich mich immer gewundert, nach welch einfachen selbstverständlichkeiten gefragt wurde – das lag doch auf der hand, wozu fragen die danach? das hat mich sehr gelangweilt. und sehr verunsichert.
leider war ‘eine klasse überspringen’ damals in den 60er jahren die einzige alternative für kluge kinder. und das war ja wahrlich keine belohnung, sondern fast strafe, weil ich aus der klasse herausgerissen und als jüngstes ‘sonderexemplar’ in eine klasse mit lauter älteren kindern versetzt worden wäre.