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Dringend gesucht: Qualität und Authentizität

Im Vorfeld schon in allen Nachrichten, habe ich es mir nicht entgehen lassen, den “Skandal” auch anzusehen im Fernsehen: Marcel Reich-Ranicki verweigert die Annahme des Fernsehpreises vor Hunderten von illustren Gästen im Saal und dem ganzen Fernsehvolk draußen vor den Bildschirmen.
Nachdem so hochwertige Sendungen wie “Deutschland sucht den Superstar” ausgezeichnet worden waren, sollte Reich-Ranicki den Ehrenpreis für sein Lebenswerk bekommen. Der vorgesehene Preisträger machte jedoch allen einen Strich durch die Rechnung.

Ich schaute mir das alles dann also an gestern Abend und erwartete einen arrogant-auftrumpfenden Reich-Ranicki, wie man ihn ja nun als “Literaturpapst” so kennengelernt hat.
Nein, nichts dergleichen.
Reich-Ranicki war es eher unangenehm, all das, was er sagen musste, zu sagen. Es war eher wie bei Martin Luther: “Ich stehe hier, ich kann nicht anders.”
Er blieb sich treu – und anders als bei den zelebrierten Tränchen der vielen Möchte-Gern-Stars, die ihre Trophäe mit viel Gedöhnse bejubelten – wehte plötzlich ein Hauch von Ernsthaftigkeit durch den Raum, von Aufrichtigkeit, Wahrhaftigkeit, von Authentizität.

Das Ganze war eher berührend als ein Skandal.

Thomas Gottschalk, der Laudator Reich-Ranickis dazu: “Dass Reich-Ranicki es ablehnen würde, den Ehrenpreis anzunehmen, damit hatte ich allerdings keine Sekunde gerechnet. Andererseits steckt in der Ablehnung eine gewisse Logik: Wenn er eine halbe Stunde lang eine wild gewordene Horde Teenager sieht, Atze Schröder in einer weißen Paradeuniform, Richterin Salesch und zwei Köche mit idiotischen Texten erleben muss, ist es für ihn in der Tat konsequent zu entscheiden: Ich habe hier nichts verloren.”

Thomas Gottschalk gilt mein Respekt für seine großartige Reaktion – die auch prompt von Reich-Ranicki belohnt wurde, als er ihm in einer seiner hinreißenden Geschichten indirekt das “Du” anbot.
Das war ein fast intimer Moment in der ganzen öden Show, weit jenseits aller Anbiederei.

Danke Marcel Reich-Ranicki.

Man lese und höre und sehe
beim WDR
in der Süddeutschen Zeitung – auch hier – und die Rede Reich-Ranickis hier.
in der WAZ – mit Filmausschnitt hier
in der FAZ
in der ZEIT

Übrigens – und vielsagend:
“ZDF-Intendant Markus Schächter nannte den Auftritt Reich-Ranickis in der Nacht zu Sonntag eine ‘Sternstunde’ des Fernsehens, der ehemalige RTL-Geschäftsführer Helmut Thoma bezeichnete das Geschehen als ‘pure Comedy’, ZDF-Talker und -Entertainer Markus Lanz ordnete das unter den 1500 Gästen für Aufregung sorgende Ereignis als ‘Folklore’ ein.”
Kommentar unnötig, oder?

Nachtrag:
Jetzt purzeln sie nur so, die Zeitungsberichte, die die miese Qualität des Fernsehens anprangern. Wussten wir alle das nicht schon lange??? Natürlich! Aber es bedurfte wohl eines Aktes der Wahrhaftigkeit, um tatsächlich Scheiße Scheiße nennen zu dürfen.
Man lese in der Süddeutschen: Therapie WahrheitDumpfheit, Grellheit, DummheitEine Parade von Peinlichkeiten.

 

Inspiration und Transpiration

Anlässlich der Vergabe der Nobelpreise in diesem Jahr ist auf WELT-ONLINE eine Artikel mit dem Titel Das Geheimnis der Genies zu finden.

Dort wird u.a. über den Zusammenhang zwischen Hochbegabung und der Wahrscheinlichkeit, den Nobelpreis zu erhalten berichtet – mit der Frage, was die klügsten Köpf unserer Zeit von den gewöhnlichen wohl unterscheidet.

Der Weg, über das Sezieren und die Analyse des Gehirns von Einstein (schon 3 Stunden nach seinem Tod), Aufschluss bezüglich des Wesens der Genialität zu erhalten, erwies sich letztlich als nicht besonders aufschlussreich.

Die Beobachtung von 250.000 Jugendlich, davon 1500 hochbegabt, über 70 Jahre hin zeigte: “Viele der Überflieger besetzten zwar Spitzenpositionen, ihr Einkommen war in der Regel hoch. Überraschend aber auch: Die brillant intelligenten Köpfe waren erfolgreich – aber keinesfalls die erfolgreichsten. Keiner dieser Hochbegabten bekam den Nobelpreis, die Fields-Medaille, den Pulitzerpreis. Dafür aber einige hochbegabte Kinder, die Terman als nicht intelligent genug von seiner Untersuchung ausgeschlossen hatte – darunter William Shockley und Luis Alvarez. Beide wurden Jahrzehnte später mit dem Physiknobelpreis ausgezeichnet.”

Gründe: “Dass ungewöhnliche Intelligenz nicht automatisch großer Erfolg bedeutet, ist unter Naturwissenschaftlern eine Binsenweisheit. Thomas Alva Edison, der die Glühbirne erfand, hat die Sekundärtugenden neben dem Genie gewichtet: “Ein Prozent Inspiration, 99 Prozent Transpiration.” Edisons Flapsigkeit ist statistisch unterfüttert. Der aus Ungarn stammende Psychologe Mihaly Csikszentmihalyi hat sich 91 kreative Köpfe vorgeknöpft – Schriftsteller, Musiker, Physiker, Biologen, viele Nobelpreisträger.
Keine der Persönlichkeiten erfüllte das Klischee vom entspannten Überflieger. Sämtliche erfassten Denker und Schöpfer waren harte Arbeiter – sie waren sogar von Arbeit regelrecht besessen. Erfolgreiche Kreative, so fasst es der Ungar zusammen, ‘machen Überstunden, arbeiten mit höchster Konzentration’.”

Zum Erfolgsrezept gehören neben IQ, Inspiration und Transpiration noch, nach Rost, “‘Erstens gute Beziehungen. Schüler von Preisträgern haben nachweislich bessere Chancen. Zweitens muss das wissenschaftliche Umfeld stimmen. Ebenso wichtig sind ein guter Mentor und natürlich hohe Leistungsbereitschaft.'”

Auch noch erforderlich: Kreativität. Dabei hat sich in Studien herausgestellt, dass wohl tatsächlich “Genie und Wahnsinn” in bestimmter Hinsicht eng zusammenliegen: “Sowohl Schizophrene als auch Kreative haben, wie es scheint, die Neigung, alle Reize, die in ihr Gehirn eintreffen, unsortiert als gleichwertig wahrzunehmen. Risiken und Nebenwirkungen eingeschlossen: Die Gefahr ist, in der Reizflut unterzugehen, mit Denkstörungen und Halluzinationen, den beiden Kardinalsymptomen der Schizophrenie. Den Kreativen gelingt es dagegen, das Chaos zu nutzen.”
Besonders groß war das beobachtete Risiko bei Mathematikern: “Geisteswissenschaftler sind genetisch unbelastet. In ihren Familien kommen Psychosen nicht häufiger vor als im gesellschaftlichen Mittel. Anders sieht das bei den Mathematikern aus: Zwei bis drei Mal so viele Psychosen wie erwartet plagen ihre Familien.”, so das Ergebnis einer Studie des Isländers Jon Karlsson.

Gar nicht so leicht, Nobelpreisträger zu werden…

 

Das Ende der Dressur…

… wird im Artikel in der SZ Schluss mit der Dressurschule gefordert.

Alleine schon dieser Satz…
“Es gibt keine Motivation von außen. Wir haben lediglich die Möglichkeit, die Motivation, die ein Kind von vornherein mitbringt, nicht kaputt zu machen.”

Oder diese Sätze…
“Die meisten glauben immer noch, es käme auf Mathe, Englisch und Deutsch an, aber es kommt darauf an, dass die Kinder begeistert Mathe, Englisch, Deutsch und was auch immer lernen. Wichtig ist nicht, die Kulturgüter zu überliefern, sondern den Geist anzuzünden, der die Kulturgüter hervorgebracht hat. Dann bekommen wir von ganz allein hervorragende Weltentdecker.”

Bitte einfach lesen.

 

Die Super Illu – Zum Tag der Deutschen Einheit

Betroffen habe ich heute in der Süddeutschen Zeitung einen Artikel mit dem Titel Die Psychotherapeuten der Ostdeutschen gelesen – einen Artikel über die so viel belächelte Super Illu, dem heißgeliebten Yellow-Press-Blatt der Ostdeutschen.

Ich gestehe, dass auch ich mich immer über all dies erhaben gefühlt und mich genervt belustigt gezeigt habe angesichts dieser Blätter, von denen es ja auch hier im “Westen” genügend gibt. Nur stehen hier Prinzessin Caroline und Konsorten im Vordergrund, während sich die Super Illu den hier meist völlig unbekannten Alt-Ost-Stars und anderen “Ostalgie-Themen” widmet.

Betroffen gemacht beim Lesen des SZ-Artikels hat mich, dass ich nochmal neu verstanden habe, dass selbst heute noch viele Ostdeutsche überhaupt nicht angekommen sind in unserer geeinten schönen neuen deutschen Republik – weil wir sie nicht mitgenommen haben.

Dabei geht es weniger um wirtschaftliche Dinge oder den Arbeitsmarkt: Es geht vor allem um Identität.
Ratz-Fatz haben wir damals alles einkassiert – und tun es noch heute. Wir haben unsere Geschäftsfilialen in ihre rasch schön restaurierten Innenstädte gesetzt, ihre lokalen Erzeugnisse mit internationalen Waren erschlagen, unsere “schöne neue Konsumwelt” allem übergestülpt und mit Stasi-Vergangenheit und Unrechtsstaats-Begrifflichkeiten bei vielen Menschen Scham erzeugt und Minderwertigkeitsgefühl.

“Wir im Westen” haben einer ganzen Generation und mehr das selbstverständliche Bewusstsein gestohlen, irgendwie “o. k.” zu sein.
Wir haben ihnen die Identität genommen.

Hier setzt die Super Illu an. Sie gibt etwas zurück, das verloren schien: ein Stück Heimat.

“Wenn Stefan Kobus, der stellvertretende Chefredakteur, von Erna Kasupke spricht, was man ihr zumuten kann und was nicht, dann meint er den Prototyp des Super Illu-Lesers. Er meint Lieschen Müller oder Otto Normalverbraucher oder Erika Mustermann. Aber Kasupke klingt schöner.
Wenn es Frau Kasupke gibt, dann ist sie Ende fünfzig. Sie wohnt in, sagen wir, Limbach-Oberfrohna, Landkreis Zwickau in Sachsen.
Zu DDR-Zeiten war sie, sagen wir, Schichtleiterin in einem Textilkombinat, da, wo Malimo erfunden wurde. (Malimo kennen Sie nicht? Malimo hat Weltniveau?)
Gleich nach der Wende ist Erna Kasupke arbeitslos geworden, doch nicht lange, und sie hatte wieder eine Stelle. Ihre Tochter ist nach Bayern gegangen, weil es in Bayern Arbeit gab und in Sachsen keine.
Kasupke interessiert sich nicht für die monegassischen Fürstentöchter und nicht für Carla Bruni. Sie mag Dagmar Frederic, noch immer, und als Erwin Geschonneck, der Schauspieler, im März gestorben ist, hat sie kurz überlegt, ob sie, aus alter Treue, vielleicht zur Beerdigung nach Berlin fahren soll. (Geschonneck? Je gehört?)
Glücklich in dem kleinen Land
Sie hatte nie was mit der Stasi zu tun und nie was mit der Kirche. Sie las, was man lesen durfte und aß, was man kaufen konnte. Sie lebte glücklich in dem kleinen Land, das an diesem Freitag vor 18 Jahren beerdigt wurde. Für Kasupke krachte damals eine Welt zusammen.
Stefan Kobus, in Westdeutschland geboren, spricht oft von Erna Kasupke. Er hat viel gelernt über die Jahre. Er weiß, dass sie es schätzt, wenn man ihr auf Augenhöhe begegnet. Die Redakteure von Super Illu kennen sie sehr gut, was auch daran liegt, dass Kasupke, wenn ihr etwas missfällt, einen Leserbrief schreibt, meist mit der Hand, und seitenlang.
Mehr als 500 Briefe, hinzu kommen die E-Mails, gehen allein im Ratgeberressort jeden Monat ein. (“Da ich vom Arbeitsamt diskriminiert werde, bitte ich Sie …” Angehängt sind acht Seiten Schriftwechsel. Oder: “Wieso zahle ich im Erdgeschoss mehr Miete als meine Nachbarin über mir?”)
Jeder, der einen Brief schreibt, weiß, dass er beantwortet wird, oft von externen Fachleuten. Auch deswegen verkauft das Blatt, das zu Burda gehört, jede Woche 550.000 Exemplare. 3 Millionen Menschen lesen es. Super Illu ist Marktführer im Osten.”

Hier gibt es eine Menge zu lernen für die Polititk. Das Wissen darum scheint angekommen zu sein, denn:
“Wenn Politiker wissen wollen, was der Osten denkt, dann laden sie sich bei Super Illu zur Redaktionskonferenz ein.”

Der “Westen” vertut eine große Chance, wenn er weiterhin die Bedürftigkeit der Menschen im Osten nicht ernst nimmt: In der Super Illu wird nämlich durchaus auch Politik gemacht:
“Jetzt gibt es Seiten, auf denen die große Politik erklärt wird, und zwar so, dass sie jeder versteht. Und alle 14 Tage gibt es Gregor Gysi, der seine Kolumne schreibt. Daneben behauptet der konservative Hugo Müller-Vogg das Gegenteil von dem, was Gysi sagt. So, nun mach’ dir mal deine Meinung.”

Ich mag solche Zeitschriften immer noch nicht. Das gilt auch für die Super Illu.
Aber ich habe etwas verstanden:
Die Super Illu ist identitätsstiftend.
Auf einer bestimmten Eben nimmt sie emotionale Bedürfnisse vieler Ost-Deutschen auf und ernst und gibt ihnen ein Stück Heimat. Sie trifft die Leute auf “Augenhöhe”.
Das tun sonst wohl nicht viele.
Oni soit qui mal y pense – Ein Schuft, der Böses dabei denkt.

Es geht um Identität, um ein positives Selbstwertgefühl. Das ist nicht mit Geld zu kaufen – aber es ist Gold wert.
Die Macher der Super Illu haben das verstanden – ich wünschte mir, die Verantwortlichen in der Politik hätten es auch…

 

Turbo-Abi und die Folgen

Das ZDF zeigte gestern eine Sendung über die Folgen des Turbo-Abis. Unter diesem Link hier hat man die Möglichkeit, diese Sendung anzuschauen und noch weiter Infos und Sendungen zum Thema zu finden.

 

Fazit

Nun ist er also vorbei, der DGhK-Jubiläumskongress20/20 Zukunft Denken – in Essen, Haus der Technik.

Er war eine schöne runde Sache. Alles verlief reibungslos, gut organisiert und durchdacht.
Ein Thema mit Blick auf die Zukunft zu nehmen, war eine gute Idee.

Die Referenten lieferten sehr interessante und z. T. streitbare Aspekte dazu:
Prof. Albert Ziegler, einer der profiliertesten internationalen Begabungsforscher, dem von den Vereinigten Emiraten und jetzt auch Korea mehrstellige Millionenbeträge für Konzepte zur Förderung der (Hoch-)Begabten des Landes hinterhergeworfen werden, mit seiner Hauptthese, dass Intelligenz durch gezielte Förderung z.B. durch Mentorenprogramme, eindeutig erhöht werden kann;
Dr. Pero Mićić, Zukunftsforscher und Vorstand der FutureManagementGroup AG, mit seinem interessanten Entscheidungsmodell mit Blick auf die Zukunft, das unterschiedliche Kriterien der Entscheidungsfindung beinhaltet, nach denen sowohl Individuen als auch Organisationen Zukunft gestalten können – Überraschungen inbegriffen;
Prof. Dr. Stephan Jansen, Präsident der privaten Zeppelin Universtiy in Friedrichshafen, in seiner unnachahmlich charismatisch-arroganten Art, der sich spürbar wohlfühlte in einer Art von Bad-Boy-Attitüde – aber völlig überzeugte durch knallharte Zahlen und Fakten angesichts derer es einem angst und bange werden kann bezüglich der Zukunft der “Bildungsrepublik” Deutschland.

Gisela Steinhauer vom WDR war dabei eine geniale, kundige und witzige Moderatorin.

Einfach mal etwas anderes!!

Die Jugendlichen arbeiteten in einem Theaterworkshop mit dem bekannten Theaterpädagogen, Musiker und (Impro-) Schauspieler Jens Niemeier und bereicherten das Ganze mit ihrem gelungenen Impro-Theater-Auftritt, bei dem sie eine Versteigerung hochbegabter Experten an den Meistbietenden improvisierten, wobei dann auch schon einmal jemand per Höchstgebot bei Al-Kaida landete, weil in Deutschland niemand Interesse hatte…

Die Kids waren den ganzen Tag unterwegs, zunächst im Mineralienmuseum Essen-Kupferdreh, dann auf dem Weltkulturerbe Zeche Zollverein – und waren fix und alle am Abend. Sicher ein gutes Zeichen.

Das Ambiente war super, das Essen gut – und die Stimmung auch. Der Markt der Möglichkeiten war gut bestückt und besucht.

Kurios war übrigens die Spende von Hipp, die unseren Kongress mit ungezählten Gläschen Babynahrung in riesigen Paketen sponserten, die wir dann irgendwie verteilen mussten.

Einziger Wermutstropfen: Es hätten gerne ein paar Leute mehr kommen können als rund 200! Keine Ahnung, warum es so schwer ist, die Leute zu mobilisieren. Nun hatten wir am Samstag auch zu konkurrieren mit vielen Veranstaltungen zum Weltkindertag. An der Organisation des Kongresses hat es sicher nicht gelegen: Aber auch wir in Rhein-Ruhr hatten im Frühjahr mit der schwierigen Motivationssituation zu kämpfen, als wir Ende April ein großes Jubiläums-Familienfest mit einem wirklich guten Programm veranstaltet hatten und von der Teilnehmerzahl doch auch etwas enttäuscht waren.

Auch die Resonanz der Presse hätte deutlicher sein können. Mehr als Artikel im Lokalbereich (hier und hier und hier) und ein Beitrag im WDR-Lokalfenster Ruhr war nicht drin, was ich nicht verstehe. Mobilisiert worden waren sie alle, auch alle überregionalen Zeitungen. Wenn Mensa eine Jahresversammlung hat, dann stehen dazu Artikel und Interviews in allen Zeitungen; richtet der Bundesverein der DGhK einen großen Jubiläumskongress zum 30-jährigen Bestehen des Vereins aus, hat niemand überregional Interesse.
Was machen wir da falsch? Hat einer eine Idee?

Wie auch immer:
Es war ein wirklich guter Tag und ein wirklich guter Kongress! Respekt und Dank an die beiden Organisatorinnen.

 

Morgen ist es soweit: DGhK-Kongress

Morgen also findet der Jubiläums-Kongress der Deutschen Gesellschaft für das hochbegabte Kind (DGhK) in Essen im Haus der Technik am Hauptbahnhof statt. Thema des Kongresses 20/20 – Zukunft denken.
Infos hier.
Anmeldung ist nicht mehr möglich – es werden aber noch Karten an der Tageskasse erhältlich sein.
Presse/Fernsehen – alles ist mobilisiert. Mal sehen, was passiert. Gleich jedenfalls wird es im Rahmen eines Beitrages über hochbegabte Schüler im Elsa-Brandström-Gymnasium Oberhausen auch ein Interview mit mir geben. Die Lokalzeit Ruhr des WDR wird das wohl heute Abend senden.
Ist das alles aufregend…
Hoffentlich klappt morgen alles von der Organisation her, hoffentlich werden alle begeistert sein, hoffentlich hilft der Kongress auch dabei, das Thema Hochbegabung weiter zu enttabuisieren.

 

Von der Banken- zur Bananenrepublik

Aufgrund des freundlich zugespitzten, jedoch völlig zutreffenden, Artikels in der SZ Bildung in Not dann doch noch ein paar Wort als Nachklang zur diesjährigen OECD-Studie.

“Deutschland ist keine Bildungsrepublik, eher schon eine Bankenrepublik. Die Schulen und Hochschulen sind Hütten, die Banken Paläste. Geraten Kreditinstitute in Not, eilen Staat und Steuerzahler mit Milliardenbeträgen zu Hilfe. An Bildungsnöte hat man sich dagegen gewöhnt.”

Wohl wahr.

In der letzten Woche titelte die WAZ Schimmelnde Schulen und sprach davon, dass es z.B. mittlerweile kein Sonderfall mehr ist, wenn Kinder kurz aus der von Schimmelpilzen belasteten Sporthalle zu ihrer Tasche gehen müssen, um ihr Asthma-Spray zu benutzen.
“Deutschlands Schulen wurden so lange vernachlässigt, dass sich jetzt ein Sanierungsstau von 78,5 Milliarden Euro aufgebaut hat. Es bröckelt, es zieht und regnet rein. Notfalls packen Eltern mit an.”

Gebäude und deren Ausstattung, Modernisierung des Schulsystems und der Lehrpläne, Lehrerausbildung, Didaktik, Methodik, Unterstützung der Lehrer durch Sozialarbeiter und Schulpsychologen, Fördermöglichkeiten jeder Art, Materialien…
Die Aufzählung der Bereiche, in die investiert werden müsste – finanziell, aber natürlich auch konzeptionell, kann problemlos weitergeführt werden.

“Schon jetzt fehlen vielen Firmen Fachkräfte, und schon jetzt treiben 80.000 Schulabbrecher die Sozialausgaben in die Höhe.”

Leider steht wirklich durchgreifenden Änderungen im Bildungssystem extrem entgegen, dass die Bildungshoheit bei den einzelnen Ländern liegt, die eifersüchtig ihre jeweiligen Bonbons hüten. Aber was nutzt das:

“Bayern beispielsweise könnte seinen Bedarf an Akademikern nicht aus eigener Kraft decken. Da mögen CSU-Politiker noch so sehr auf die Schulen in anderen Ländern herabblicken: Bayerische Unternehmer sind froh, wenn sie einen Ingenieur aus Bremen gewinnen können.”

“Das Schicksal eines Landes hängt von der Ausbildung seiner Jugend ab. Diese alte (bereits von Aristoteles formulierte) Erkenntnis hat mittlerweile selbst die vom Ölreichtum verwöhnten arabischen Staaten bewogen, massiv in Schulen und Universitäten zu investieren. Einen solchen Aufbruch muss es auch in Deutschland geben.”

Wenn nicht in absehbarer Zeit in jeder Hinsicht investiert wird in die “Bildungsrepublik” Deutschland, dann wird uns eines Tages der aktuelle OECD-Bericht attestieren, dass wir bildungsmäßig auf das Niveau einer Bananenrepublik zurückgefallen sind – immerhin einer Bananenrepublik mit den schönsten Banken.

 

OECD – Oh je!

Nein, ganz ehrlich: Ich habe keine Lust, zum diesjährigen OECD-Bildungsbericht einen Kommentar abzugeben.

Immerhin, bitte sehr, ein paar Links dazu:

ZEIT ONLINE

WELT ONLINE
Scinexx

Der Tagesspiegel

SPIEGEL ONLINE

N-TV
Handelsblatt
RP ONLINE

 

Einfach nur krank!

Rausschmisshilfe bei der Barmer – Kündigung via Krankenkasse titelt die SZ, und es ist nicht zu fassen, was es dort zu erfahren gibt:

“Die Ersatzkasse Barmer bot im Internet einen Service der besonderen Art: Sie stellte Firmen vorformulierte Kündigungsschreiben für Schwangere, Mütter und Behinderte zur Verfügung.
Das Schreiben der Barmer Ersatzkasse kommt direkt auf den Punkt: ‘Betreff: Kündigung Ihres Arbeitsverhältnisses.’ Der Mustertext sollte ein Service für Arbeitgeber sein und ihnen die Kommunikation mit ihren Mitarbeitern erleichtern. ‘Kündigung einer Schwangeren oder Mutter’ war das Schreiben betitelt, ein anderes lieferte den Text zur ‘Kündigung eines Schwerbehinderten’.”

Schwangere Arbeitnehmerinnen, berufstätige Mütter, arbeitende Schwerbehinderte finanzieren diese Krankenkasse mit und als Dank dafür hilft die Kasse dabei, ihren Rausschmiss zu vereinfachen.

Wie krank ist diese Welt eigentlich mittlerweile?

Ebenfalls lesenswert ist in dem Zusammenhang der Artikel Diskriminierung am Arbeitsplatz – Ein Recht auf Karriere:
“Seitdem sie 18 ist, hat Barbara Steinhagen hart für ihre Karriere geschuftet. Ihr Arbeitgeber Sony BMG ließ sie jedoch fallen, als sie schwanger wurde. Nun klagt sie wegen Diskriminierung.”
In dieser Woche ist die Verhandlung beim Bundesarbeitsgericht in Erfurt.
“‘Ein Sieg würde die Modalität der Stellenbesetzungen in den Unternehmen grundlegend verändern’, sagt der Anwalt. Dann müssten alle Entscheidungen nachvollziehbar gemacht werden.
Frauen, die sich für eine Familie entscheiden, könnten im Berufsleben dann nicht mehr so leicht benachteiligt werden, hofft Barbara Steinhagen. Das zähle mehr als eine Entschädigungszahlung. Ihren alten Job möchte sie nach zweijähriger Streiterei vor Gericht ohnehin nicht zurück. Sie kämpft also ‘nicht nur für mich, sondern für alle Frauen, die sich nicht bevormunden lassen möchten’. Steinhagen sucht gerade einen neuen Job. Einfach sei das nicht. ‘Es wird einem viel weniger zugetraut, wenn man ein kleines Kind hat.'”

Ja, ja: Familie und Karriere, die sind für Frauen “gleichberechtigt” vereinbar – und die Erde ist eine Scheibe.

 

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