Archiv für den November, 2007

Irgendwo in Deutschland

Traurig, aber wahr:
Es gibt einen Kindergarten in einer kleinen Stadt in einem eher ländlich geprägten Umfeld, der wunderbare Arbeit leistet. Alles ist offen, in viele klar abgegrenzte Bereiche (Leseecke, Labor, Bauwagen, Computerbereich, Bastelecke, Experimentierraum, Snoozlebereich, Turnraum mit sehr schöner Ausstattung etc.) wunderschön und sinnvoll gegliedert.
Alle Kinder können alle Materialien benutzen – und sie tun es.
Auch begabte “ganz Kleine” werden bei Interesse einbezogen in die Arbeit mit den Großen. Es gibt keine festen Gruppen, sondern es wird nach dem Fachleiterprinzip inhaltlich gearbeitet.
Langeweile gibt es nicht in dem Kindergarten. Jedes Kind findet für sein Begabungsniveau Möglichkeiten. Es kann selbstorganisiert gespielt und gelernt werden, allein und bei bester Unterstützung.
Es ist eine Wonne!
Früheinschulung ist dort überhaupt kein Thema, weil selbst Kinder mit Hochbegabung nichts vermissen. Im Gegenteil: es macht Sinn, die Kinder so lange wie möglich in diesem Kindergarten zu belassen, denn die konservativ arbeitenden Schulen der Umgebung werfen die Schulkinder eher wieder zurück in eine Unselbständigkeit des Lernens, die sie vorher nicht gekannt haben, weil sie im Kindergarten gelernt haben, sich selbst zu organisieren.
Dieser (städtische) Kindergarten arbeitet nicht nur, was Begabungsförderung angeht, vorbildlich, sondern auch noch integrativ, mit Schwerpunkt auf Naturkunde, Gesundheit, Bewegung etc. Das alles kompetent mit speziell ausgebildetem und extrem motiviertem Personal, das sehr unterschiedliche Weiterbildungen absolviert hat und absolviert.

Ein Traum von einem Kindergarten.
Soweit, so gut.

Dieser Kindergarten sollte nun – verdientermaßen – eine Auszeichnung für seine begabungsfreundliche Arbeit bekommen, einen Preis, inklusive einem netten Scheck, einem Schild für den Eingangsbereich und Presse.

Das aber brachte die Leiterin des Kindergartens in arge Not.
Man lese, warum:

Alle anderen Einrichtungen der kleinen ländlichen Stadt arbeiten halt nach alter Väter Sitte, nicht schlecht, bewährt, ohne Experimente. Und: Sie schauen mit bösen bösen Augen auf diesen wunderbaren Kindergarten, der alles anders macht als sie. Er ist ihr Feind.
Anstatt sich zu bemühen, Ähnliches zu leisten, wird verleumdet, schlecht gemacht und gemunkelt, Misstrauen gesät, Eltern wird abgeraten, ihre Kinder dorthin zu schicken, es wird versucht, die gute Arbeit in den unterschiedlichen Bereichen kaputtzureden.

Neid, Missgunst, Angst, Unsicherheit. Was auch immer!
Vor allem aber: Dummheit!

Fazit: Die Leiterin des Kindergarten bittet nun darum, erst einmal den Preis für begabungsfreundliche Arbeit bitte nicht bekommen zu müssen! Jetzt auch noch mit einer solchen Auszeichnung in der Öffentlichkeit zu erscheinen, wäre sehr wahrscheinlich äußerst kontraproduktiv für den Kindergarten. Dann würde man ihm, neben allem anderen, auch noch vorwerfen, elitär zu sein. Man habe schon genug Probleme mit all dem Misstrauen der eigenen Arbeit gegenüber – und ein solcher Preis würde die Arbeit erschweren, nicht erleichtern.

Also: kein Preis für einen auszeichnungswürdigen, begabungsfreundlichen Kindergarten, weil er sich fürchten muss vor der Reaktion in der Stadt.

Das mitten in Deutschland im Jahre 2007.

 

HAWIK IV – Erste Eindrücke

Da es nach der Einführung des neuen IQ-Testes, HAWIK-IV, etliche irritierte Rückfragen verunsicherter Eltern gab, welchen IQ-Test man denn nun empfehlen könne und ob da jetzt nun mit dem HAWIK-IV völlig andere Ergebnisse herauskämen, habe ich gerne das Angebot eines testenden Psychologen angenommen, mir einmal das Material des neuen HAWIK-IV zu zeigen, um einen Eindruck zu bekommen.

Der Psychologe, der an ca. 20 Personen den neuen HAWIK angewendet hat, ist angetan von dem neuen Test. Für ihn zeigen sich in einigen Bereichen Verbesserungen, die es erlauben, noch differenziertere Aussagen zu machen, auch etwa zu Hochbegabung und Underachievement.

Es gibt beim HAWIK-IV drei Alterseingangsstufen, wobei sich jeweils das letzte/erste Jahr überlappen, so dass man individuell entscheiden kann, ob ein 16-Jähriger noch den “Jugendtest” oder den der Erwachsenen absolvieren soll.

Erstmals scheint es wirklich möglich, schon 3-Jährige recht zuverlässig testen zu können. Pro Jahrgang wurde der Test an jeweils 75 Mädchen und 75 Jungen durchgeführt, so dass dort eine recht zuverlässige Ergebnis-Vergleichbarkeits-Grundlage entstanden ist. Trotzdem sollten Eltern es sich wirklich gut überlegen, ob ein Test in einem solch frühen Alter schon notwendig ist. Auf puren Verdacht hin, z.B. auf vorliegende Hochbegabung bei ansonsten “unauffälligem” Kind, empfiehlt sich eine Testung in diesem Alter eher nicht. Aber immerhin: es sieht so aus, als ergäben sich zuverlässige Ergebnisse.

Als großes Plus des neuen Testes gab der Psychologe an, dass es nun leichter möglich sei, Hochbegabte und Minderleister zu identifizieren. Eine ganz bestimmte Aufgabe, die hochbegabten Kindern oft zu öde erscheint und bei der gerade diese Kinder einknicken und Fehler machen, gibt es nun gleichzeitig unter einer erschwerten Bedingung. Dabei schneiden dann gerade diese Kinder sehr gut ab. Die Differenz bei der Auswertung dieses Aufgabenkomplexes leichter Teil/erschwerter Teil gibt deutliche Hinweise in Bezug auf die Vigilanz (hier einfach ausgedrückt: Abschlaffen der Aufmerksamkeit bei zu leichten Aufgaben). Unterstützt werden kann diese Aussage durch einen weiteren Testteil, den die Kinder, die den schwierigen anderen Testbereich besser lösten, auch weit besser meisterten als andere Kinder.

Herausgefallen gegenüber dem HAWIK-III sind beim HAWIK-IV z.B. Rechenaufgaben und Bildfolgen; neu hereingekommen sind Bildkonzepte (abstraktes kategoriales Denken), Buchstaben-Zahlen-Folgen (Akustische Merkfähigkeit; Aufmerksamkeit und Konzentration), Matrizen-Test (Visuelle Informationsverarbeitung, Erkennen von Analogien, abstraktes Denken), Symbolsuche (Beobachtungsgenauigkeit, Konzentration, Geschwindigkeit von Verarbeitungsprozessen)

Was mir bei all dem allerdings wieder einmal als Allerwichtigstes aufgefallen ist, das ist die enorme Bedeutung der Person des Testenden. Die kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden.
Ein Beispiel: in einem Testbereich des HAWIK-IV gibt es einen wirklich handwerklichen Fehler: eigentlich dürfen nur 3 Bilder abstrakt inhaltlich zusammenhängen – in einem Fall sind es aber eindeutig 4, wobei die Kombination mit diesem einen Bild, das zuviel ist, per Auswertung als falsch gewertet werden müsste. Es ist aber definitiv eine richtige Antwort, wenn das Kind dieses Bild nennt. Was tun?
Oder: Der Testende sagt nach einer nicht richtig gelösten Aufgabe zum Kind: “Gut, weiter dann: Aber das nächste Beispiel kannst Du dann sicher auch nicht lösen.” – Oder aber er sagt: “Gut, weiter: Das nächste Bild liegt Dir sicherlich viel mehr.”
Allein durch solche, manchmal völlig unbewusst dahergesagten, Dinge kann ein Test massiv beeinflusst werden; ebenso auch durch die Gestaltung von Räumlichkeiten, Hektik im Umfeld, professionelles Desinteresse (Massenbetrieb) etc.

Bei den Testergebnissen bei Anwendung des neuen Testes, die der testende Psychologe, der mir freundlicherweise Einsicht in den HAWIK-IV gegeben hat, festgestellt hat, sieht er bisher keine signifikanten Unterschiede zu den Ergebnissen mit dem HAWIK-III. Aber in dem Bereich eine Aussage zu machen, dafür sei es noch zu früh. Hochbegabung habe sich mit dem neuen Test im Grunde bisher genau so oft herausgestellt wie mit dem alten.
Es mag dennoch sein, dass der Test „schwerer“ geworden ist, dass aber durch die Differenzierung bei einem Testbereich, der für hochbegabte Kinder „zu leicht“ war und schlecht gemeistert wurde, jetzt aber mit dem Wert für den erschwerten Teil dieses Testbereiches „verrechnet“ wird, hochbegabte Kinder besser erkannt werden können.

Der HAWIK-IV wird sich durchsetzen; eine Neujustierung des Testes war überfällig.
Spätestens im nächsten Sommer, so der Psychologe, solle sich niemand mehr mit dem alten HAWIK-III testen lassen. Eltern von Kindern mit Verdacht auf Hochbegabung und/oder Underachievement sollten schon jetzt wegen der besseren Differenzierung der Testergebnisse in einem dafür relevanten Bereich darauf achten, dass der HAWIK-IV als Test eingesetzt wird.
Ob allerdings auch offizielle Stellen wie schulpsychologische Dienste etc. schon bald das Geld für den neuen HAWIK-IV ausgeben können/wollen, bleibt fraglich. Auf die Dauer wird es aber ein K.O-Kriterium sein, den alten Test anzubieten.
Mindestens 1000 Euro müssen für den HAWIK-IV ausgegeben werden. Das Papier der Aufgaben, die bei der Testung oft gebraucht werden, ist dabei leider z.T. viel zu dünn. Es empfiehlt sich eine Laminierung.
Ein EDV-Auswertungsprogramm für den HAWIK-IV ist auf dem Weg, aber noch nicht wirklich zuverlässig einsetzbar. Es dauert halt immer, bis neue Software-Lösungen wirklich zufriedenstellend laufen. Wenn es aber so weit ist, scheint das EDV-Programm eine große Hilfe bei der Auswertung der Testergebnisse zu sein.

 

 

Einfühlsame Pädagogik

Sagt die Grundschullehrerin zum hochbegabten Jungen, der sich im Matheunterricht langweilt und mit dem Füller auf seine Hand “richtige” Aufgaben aufschreibt und ausrechnet:
“Wenn Du das nochmal machst, hacke ich Dir die Hand ab!”

 

Gewürzterror

Überall ist die Rede vom Recht auf Freiheit und Forderung nach noch mehr Freiheit: Meinungsfreiheit, Pressefreiheit, Freiheit, zu streiken, sich zu versammeln, geheim zu wählen, Recht auf Freiheit von Zigarettenrauch etc. etc.

Ich fordere: Freiheit vom ekelhaften Zwangsknoblauch in allem und jedem!!

Nichts gegen Knoblauch, wohlgemerkt. Ich mag Knoblauch. Es gibt Gerichte, die gehen nicht ohne.

Aber ich will wählen können, wann ich ihn esse!!

Knoblauch ist nun mal nicht irgendein Gewürz. Er hat eine sehr starke kommunikative und soziale Komponente – wie das Rauchen. Ein einziger, stark Knoblauch ausdünstender Mensch kann einen ganzen Saal verpesten. Toleranz macht nur dann Sinn, wenn sie nicht durch Rücksichtslosigkeit anderer ausgenutzt wird.

Heutzutage ist es allerdings fast absolut unmöglich geworden, irgendetwas an gewürzten Lebensmitteln oder (Tiefkühl-) Fertiggerichten zu kaufen, das ohne Knoblauch ist. Das gilt auch für Lebensmittel aus Bioläden.
Gerade, wenn man es beruflich eilig hat und eine schnell zubereitete Mahlzeit zwischendurch braucht, aber danach noch mit anderen Menschen, Geschäftspartnern zumal, in engeren Kontakt kommen wird, steht man da und weiß nicht, was man tun soll.

Dass in über 9583,7% aller Dinge, auf denen nur schon das Wort “Kräuter” steht (Käse, Quark, Butter, Tofu, Dips, Chips, angemachte Salate, andere Mahlzeiten) zwangsläufig und totsicher Knoblauch ist, das weiß man ja mittlerweile, und das reduziert die Anzahl der Dinge, die man kaufen kann, schon beträchtlich.
Warum aber, um alles in der Welt, ist auch ein so völlig unverdächtiges Gericht wie das deutsche “Edelgemüse” mit Möhren, Brokkoli und Kasselerstückchen knoblauchverseucht??
WARUM???
Warum heißt “Kräuter der Provence” automatisch “Mit Knoblauch”?
Warum muss ein Tiefkühl-Fertiggericht mit Nudeln und einer simpler Schinken-/Käsesauce nach Knoblauch nur so stinken???
Warum müssen Hirschsteaks mit Knoblauch mariniert sein???

Ganz schlimm finde ich, dass Knoblauch sehr häufig noch nicht einmal auf der Packung in der Zutatenliste der Gerichte aufgeführt ist. Wenn da nur schon “Kräuter” steht oder auch nur pauschal “Gewürze”…
Kein Entrinnen!

Ich habe in England, Schottland und Irland schon hunderte Fish&Chips gegessen – natürlich völlig knoblauchfrei. Als ich vor kurzem in Deutschland einen “original englischen Pub” aufsuchte und es mit einem hiesigen “britischen” Fish&Chips versuchte, waren die Erbsen der Mahlzeit knoblauchverseucht. Hat schon jemals jemand in Großbritannien Erbsen mit Knoblauch gegessen?

Ich fasse es nicht!

Warum bereitet es ansonsten ganz vernünftigen deutschen Zeitgenossen ein so großes Vergnügen, aus eigentlich harmlosen Mahlzeiten eine Knoblauchorgie zu machen mit dem genüsslich-verschwörerischen Augenzwinkern, dass es etwas ganz Besonderes gebe?
Kampf gegen die böse Welt???
Rache an den Mitmenschen wegen frühkindlichem Muttertrauma?
Angst vor Vampiren???
Pure heimtückische Rücksichtslosigkeit?
Der Wunsch, kein deutscher Gartenzwerg, sondern ein Multikulti zu sein?

Warum muss aus jedem Rohkost-Dip ein so nach Knoblauch stinkendes Zaziki gemacht werden, dass es kein Grieche mehr anrühren würde???

Ich verstehe es nicht – und ich kann es nicht ausstehen. Ständig mit Knoblauch zwangsgefüttert zu werden und meine Mitmenschen, ohne es zu wollen mit dem obligatorischen Mundgeruch und anderen typischen Ausdünstungen zu belästigen: ICH WILL ES NICHT!
Ich möchte wählen können.

Freiheit vom Zwangsknoblauch!