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Wenn Lehrer zu gut sind – Der Gipfel der Absurdität

Sabine hat mich in einem Beitrag ihres Hochbegabtenblogs und in einem Kommentar bei mir darauf aufmerksam gemacht, dass die Geschichte der bayrischen Grundschullehrerin, die ich im vorangehenden Beitrag aufgegriffen hatte, nun eine absurde Fortsetzung gefunden hat:

Die Lehrerin S. Czerny ist wegen Störung des Schulfriedens an eine andere Schule zwangsversetzt worden. Davon berichtet die TAZ.

“Zum Wohle aller” – wie die zuständige Schulrätin Henriette Lemnitzer äußerte.

Nicht zu fassen!

“Nicht erst seit der Veröffentlichung des Falls vor einer Woche hatte die 36 Jahre alte Pädagogin, die seit über zehn Jahren unterrichtet, derartige Vorwürfe zu hören bekommen, sondern schon zu Beginn des Jahres. Da hatten ihre Kinder in mehreren klassenübergreifenden, vergleichenden Arbeiten Einser-Notenschnitte erzielt. Czerny hatte sich durch die Schulleiterin genötigt gesehen, die Notenschnitte der Gauß’schen Normalverteilung anzupassen – damit etwa gleich wenige Kinder aus allen drei vierten Klassen auf höhere Schulen wechseln würden.”

Die Eltern wollen in seltener Geschlossenheit gegen Vorwürfe und Versetzung angehen:
“Die Eltern ihrer ehemaligen vierten Klasse wollen sich derweil in einem offenen Brief geschlossen an das Schulamt, den bayerischen Kultusminister Siegfried Schneider sowie Bundes-Bildungsministerin Annette Schavan wenden, um auf die grundsätzlichen Missstände aufmerksam zu machen. Darin heißt es unter anderem: ‘Wir Eltern haben mit Staunen wahrgenommen, wie sich unter der Arbeit von Frau Czerny das Arbeitsverhalten unserer Kinder verbessert hat: Sie lernen gerne, sie wollen wissen und entdecken und sind mit Feuereifer bei der Sache.’

Die Kinder lernen gerne, haben ein besseres Arbeitsverhalten und sind mit Feuereifer dabei…

Ja, so etwas muss man wirklich unterbinden. Wo kämen wir hin, wenn gute Lehrer einfach ihre Arbeit tun dürften und Kinder Freude am Lernen hätten…

 

121 Kommentare zu “Wenn Lehrer zu gut sind – Der Gipfel der Absurdität”

  1. Sabine schrieb am 12. August 2008 um 22:22: 

    Interessant wäre in dem Zusammenhang ein Interview mit Frau Czerny in hr-online:

    http://d621461111.l.ipx.core002.streamfarm.net/17000hr/ondemand/3435hronline/mp3/podcast/derTag/das_chaos_hat_einen_namen__schule_in_hessen.mp3?tl=html

    Das Gespräch beginnt ungefähr im zweiten Drittel des Beitrages.

    Aber augenscheinlich scheint soviel Engagement einer Lehrerin von den Schulbehörden nicht erwünscht.

  2. Abgestrafte Lehrerin: Zu gut für dieses Schulsystem? « Gegen Mobbing in der Schule schrieb am 20. August 2008 um 17:14: 

    […] lernten erstmals selbständig und mit Spaß – Schulkritik.de Wenn Lehrer zu gut sind – Gipfel der Absurdität – Speybridge Bloß nicht zu viele Einser, bitte! – Landeselternausschuss Berlin Die Würde des Menschen […]

  3. Literatenmelu » Motiviert und erfolgreich - passt nicht ins System schrieb am 27. August 2008 um 14:30: 

    […] Wenn Lehrer zu gut sind – der Gipfel der Absurdität […]